Nach Festnahme des Gaddafi-Sohns Diplomatische Krise
23.07.2008, 17:39 UhrDie vorübergehende Festnahme eines Sohns des libyschen Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi in der Schweiz hat das Verhältnis beider Länder schwer belastet. Gaddafi leitete nach Angaben des Schweizer Außenministeriums "beunruhigende Vergeltungsmaßnahmen" ein.
Schweizer Unternehmen in Libyen hätten die Aufforderung erhalten, ihre Büros zu schließen. Die Räume mehrerer Vertretungen seien bereits von den Behörden versiegelt worden. Bern richtete einen Krisenstab ein. Noch am Mittwoch sollte eine diplomatische Delegation nach Libyen geschickt werden. Schweizer Bürgern wird bis auf weiteres von Reisen nach Libyen abgeraten.
Zwei Schweizer Staatsangehörige seien in Libyen in Polizeihaft genommen worden, teilte das Außenministerium weiter mit. Zudem sei der diplomatische Vertreter Libyens in der Schweiz zurückbeordert worden. Seither würden keine Visa-Anträge mehr ausgeführt. Die Fluggesellschaft Swiss musste ihre Verbindungen nach Tripoli auf Aufforderung Libyens aus "technischen Gründen" von drei auf einen Flug pro Woche reduzieren.
Die Schweizer Außenministerin Micheline Calmy-Rey protestierte in einem Telefongespräch mit ihrem libyschen Amtskollegen Abdel Rahman Schalgam gegen die Maßnahmen. Sie zeigte sich in dem Gespräch auch äußerst besorgt über die Entwicklung.
Gaddafis Sohn Hannibal war zusammen mit seiner hochschwangeren Frau Aline am Dienstag vergangener Woche festgenommen worden. Ihnen wurde zur Last gelegt, zwei Hausangestellte aus Tunesien und Marokko körperlich misshandelt zu haben, was sie aber bestreiten. Hannibal verbrachte zwei Tage hinter Gittern, seine Frau wurde im Universitätskrankenhaus festgehalten. Am Donnerstag kamen sie gegen Zahlung einer Kaution von 500 000 Franken (rund 309 000 Euro) frei. Anschließend reisten sie Hals über Kopf ab. Aline Gaddafi ist im neunten Monat schwanger und wollte in Genf ihr Kind zur Welt bringen.
Quelle: ntv.de