Politik

Vor Treffen Putin-Poroschenko Dutzende Zivilisten bei Kämpfen getötet

Die Region Luhansk ist schwer umkämpft.

Die Region Luhansk ist schwer umkämpft.

(Foto: REUTERS)

Kann ein Treffen der Präsidenten Putin und Poroschenko Entspannung im Ukraine-Konflikt bringen? Russische Experten halten einen Durchbruch für unrealistisch. Zu verhärtet sind die Fronten, zu erbittert wird im Konfliktgebiet gekämpft.

Die überraschende Einigung auf ein Krisentreffen der Präsidenten Russlands und der Ukraine hat zu keiner Entspannung im Kriegsgebiet bei Donezk geführt. Ukrainische Behörden berichteten allein am Mittwoch von mindestens 34 getöteten Zivilisten und rund 30 Verletzten innerhalb weniger Stunden. Die Präsidenten Russlands und der Ukraine, Wladimir Putin und Petro Poroschenko, kommen am Dienstag in Minsk bei einem Gipfel der von Moskau dominierten Zollunion zusammen. Kurz zuvor besucht Bundeskanzlerin Angela Merkel Poroschenko an diesem Samstag in Kiew.

Große Hoffnungen auf ein Ende der Krise haben russische Experten nicht. "Dass alle Fragen, vom Gas bis zur Krim, geklärt werden, ist nicht realistisch", sagte der Moskauer Politologe Fjodr Lukjanow der Zeitung "Kommersant". Er halte eine rasche Einigung auf eine Waffenruhe für unwahrscheinlich.

Das Treffen Putins und Poroschenkos gilt dennoch als Schlüssel für einen Ausweg aus der Krise. Bei dem Gipfel der Zollunion in der weißrussischen Hauptstadt werden auch die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton sowie Energiekommissar Günther Oettinger und Handelskommissar Karel De Gucht erwartet. Die EU will in Minsk Bewegung in den brisanten Gasstreit zwischen Moskau und Kiew bringen. Russland hatte Mitte Juni die Gaslieferungen an die Ukraine eingestellt, weil diese ihre Rechnungen nicht beglich. Kiew droht seinerseits mit einem Transitstopp für russisches Öl und Gas nach Europa.

"Die Welt ist anders als, als wir sie uns wünschen"

Merkel will am Samstag in Kiew bei Krisengesprächen mit Poroschenko und Ministerpräsident Arseni Jazenjuk über Unterstützung sprechen. Die Ukraine hatte zuletzt um Waffenhilfe gebeten; dies lehnt der Westen aber ab. Ein Außenministertreffen unter Beteiligung Russlands, der Ukraine, Frankreichs und Deutschlands in Berlin am vergangenen Sonntag brachte bisher keine Ergebnisse. Die Hoffnung von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, bereits an diesem Dienstag Fortschritte verkünden zu können, habe sich leider nicht erfüllt, erklärte der Sprecher des Außenministeriums, Martin Schäfer, später in Berlin. Er sagte: "Die real existierende Welt ist anders, als wir sie uns gewünscht hätten." Der Minister werde seine Bemühungen trotzdem fortsetzen.

In Minsk dürfte es vor allem auch um eine Beilegung der erbitterten Kämpfe zwischen Regierungstruppen und prorussischen Separatisten in der Ostukraine gehen. Das Militär brachte nach eigenen Angaben am Mittwoch den für den Bahnverkehr wichtigen Ort Ilowaisk unter seine Kontrolle. Neun Soldaten seien dabei getötet worden, sagte Anton Geraschtschenko vom Innenministerium. Die prorussischen Aufständischen berichteten von harten Kämpfen an mehreren Orten. Die Separatistenhochburg Donezk stand nach Angaben des Stadtrats unter ständigem Artilleriebeschuss. Das Militär stellt sich nach einer Phase von Luft- und Artillerieangriffen inzwischen vor allem auf Straßen- und Häuserkämpfe mit den Aufständischen ein.

Quelle: ntv.de, ppo/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen