Politik

Per Boot nach Lampedusa Dutzende vor Tripolis ertrunken

Am Sonntag war ein Flüchtlingsschiff vor Lampedusa gestrandet.

Am Sonntag war ein Flüchtlingsschiff vor Lampedusa gestrandet.

(Foto: dpa)

Vor der libyschen Küste sind Augenzeugen zufolge "Dutzende und Dutzende Menschen" ertrunken. "Es gab wahnsinnig viele Leichen", sagt ein Flüchtling. Ein weiteres Schiff mit knapp 500 aus Libyen geflohenen Afrikanern war am Sonntag in der Nähe des Hafens von Lampedusa aufgelaufen.

Bei einem Schiffsunglück vor der libyschen Küste sind womöglich dutzende Flüchtlinge ums Leben gekommen. Flüchtlinge aus Libyen, die am Sonntag auf der italienischen Insel Lampedusa eingetroffen waren, berichteten der Nachrichtenagentur Ansa von dem Unglück bei der Abfahrt aus der libyschen Hauptstadt Tripolis. "Sie waren direkt vor uns nahe des Ufers, als ihr überfülltes Boot kenterte, womöglich wegen eines falschen Manövers", sagte ein Flüchtling. "Es war furchtbar, es gab wahnsinnig viele Leichen."

Flüchtlinge auf Lampedusa.

Flüchtlinge auf Lampedusa.

(Foto: AP)

Nach Angaben von Ansa ereignete sich das Unglück am Freitag im Morgengrauen. Rund 600 Menschen hätten sich auf dem Boot befunden. Wie die Augenzeugen berichteten, die selbst auf einem Schiff mit 800 Flüchtlingen aus Tripolis abgefahren waren und am Sonntag Lampedusa erreichten, starben "Dutzende und Dutzende Menschen", indessen andere sich schwimmend ans Ufer retten konnten. Eine offizielle Bestätigung für das Unglück gab es zunächst nicht.

Der Erzbischof von Tripolis, Giovanni Martinelli, sagte der italienischen Zeitung "Corriere della Sera", vor der Abfahrt einige der Flüchtlinge getroffen zu haben und später über einen Geistlichen von dem Unglück erfahren zu haben. "Sie sagten, sie hätten endlich ein Schiff nach Italien gefunden (...) Sie waren glücklich und lächelten. Es waren viele Kinder unter ihnen. Doch ihr Schiff sank. Ihr Traum versank", sagte Martinelli.

Noch 1300 Flüchtlinge auf Lampedusa

Derzeit befinden sich noch rund 1300 Bootsflüchtlinge aus Libyen auf Lampedusa. Nachdem zwischen Freitag und Sonntag rund 2000 Menschen auf der Flucht vor dem Bürgerkrieg in dem nordafrikanischen Land die Insel erreicht hatten, verlief die Nacht zum Montag ruhig, berichteten italienische Medien.

Die ersten Flüchtlinge waren am Sonntagabend mit einer Fähre weggebracht worden. Ein weiteres Passagierschiff, die "Excelsior", wartete vor dem Hafen darauf, die übrigen 1300 von der Insel zu bringen. Alle Flüchtlinge sollen auf andere Auffangzentren auf Sizilien und dem italienischen Festland verteilt werden.

Am Sonntag war ein Boot mit knapp 500 aus Libyen geflohenen Afrikanern auf Felsen in der Nähe des Hafens von Lampedusa aufgelaufen. Nur dank des gemeinsamen Einsatzes von Küstenwache, Polizei, Carabinieri und Hilfsorganisationen konnten alle Männer, Frauen und auch kleine Kinder aus dem Wasser gerettet werden.

Seit Beginn der nordafrikanischen Revolutionswelle im Januar landeten etwa 30.000 Menschen auf der 20 Quadratkilometer großen Insel, davon rund 25.000 allein aus Tunesien. Seit Anfang April gilt ein Abschiebeabkommen zwischen Rom und Tunis. Seither kommen zunehmend Immigranten aus Libyen, die vor den anhaltenden Kämpfen in dem Land flüchten.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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