Nicht alles schlecht in Afghanistan EKD schwenkt um
05.02.2011, 09:05 Uhr
Bundeswehrsoldaten sichern bei Masar-i-Scharif einen Konvoi.
(Foto: picture alliance / dpa)
Noch vor einem Jahr sorgt seine Vorgängerin für Aufsehen, als sie in einer Predigt geißelt: "Nichts ist gut in Afghanistan". Nun erkennt der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Schneider, das alles nicht so einfach ist. Er würdigt die Fortschritte am Hindukusch und beklagt zudem eine "Schieflage in der deutschen Debatte".
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, sieht Fortschritte beim zivilen Wiederaufbau in Afghanistan. "Ich wusste vorher nicht, wie viele Aktivitäten hier schon im Gange sind", sagte Schneider der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" nach einem Besuch in Afghanistan.

Schneider sieht die Lage in Afghanistan anders als seine Vorgängerin.
(Foto: dpa)
Diese Bemühungen müssten stärker zur Kenntnis genommen werden. "Da erkenne ich auch eine Schieflage in der deutschen Debatte", fügte Schneider hinzu. Er hatte in den vergangenen Tagen die deutschen Soldaten in Afghanistan besucht. Außerhalb des Bundeswehr-Feldlagers Masar-i-Sharif besichtigte er zudem zivile Aufbauprojekte.
Schneider äußerte zugleich Zweifel am Afghanistan-Einsatz: "Wir können nicht eindeutig sagen, ob dieser Krieg legitim ist oder nicht." Legitimität könne aber hergestellt werden, "indem wir helfen, die Zivilgesellschaft aufzubauen, damit sich die Bundeswehr verantwortlich, aber auch bald aus Afghanistan zurückziehen kann". Schneider kündigte außerdem an, er werde sich für eine Überarbeitung der EKD-Friedensdenkschrift von 2007 starkmachen, "weil sich die Kriegführung in Afghanistan geändert" habe.
Der EKD-Ratsvorsitzende distanzierte sich mit seinen Äußerungen vorsichtig von seiner Amtsvorgängerin Margot Käßmann. Sie hatte vor einem Jahr mit dem Satz "Nichts ist gut in Afghanistan" heftige Kritik ausgelöst. Käßmann hatte auch gesagt, was in Afghanistan geschehe, sei "in keiner Weise zu rechtfertigen".
Quelle: ntv.de, AFP