Wahlkampf abgebrochen ETA-Mord schockt Spanien
07.03.2008, 17:14 UhrZwei Tage vor der Parlamentswahl in Spanien ist ein früherer Politiker der regierenden Sozialisten ermordet worden. Der 42-jährige Ex-Stadtrat Isaas Carrasco sei beim Verlassen seines Hauses in der baskischen Kleinstadt Arrasate-Mondragn vor den Augen seiner kleinen Tochter aus nächster Nähe von drei Kugeln im Kopf getroffen worden, teilte der spanische Innenminister Alfredo Prez Rubalcaba mit. Die Täter, die vermutlich der baskischen Terrorgruppe ETA angehören, entkamen. Als Reaktion auf das Attentat brachen die großen spanischen Parteien ihren Wahlkampf ab.
In Spanien wurden Erinnerungen an die islamistischen Anschläge vom 11. März 2004 wach, bei denen drei Tage vor den damaligen Wahlen 191 Menschen getötet und mehr als 1800 verletzt worden waren. Die damalige konservative Regierung, die zu dem Zeitpunkt wie der sichere Sieger aussah, lastete die Tat zunächst der ETA an.
Im Gegensatz zu hunderten anderen Politikern und Ex-Politikern im Baskenland hatte Carrasco den Schutz eines Leibwächters abgelehnt. Er gehörte zwar weiter der Sozialistischen Partei (PSOE) von Ministerpräsident Jos Luis Rodrguez Zapatero an, war aber längst in der Privatwirtschaft tätig. Arrasate-Mondragn ist eine Hochburg der Separatisten. Die Bürgermeisterin stellt eine Partei, die wegen ihrer Nähe zur ETA von der Justiz von der Wahl am Sonntag ausgeschlossen wurde.
Innenminister Prez Rubalcaba sprach von einem "niederträchtigen und feigen" Anschlag der ETA. "Die spanische Demokratie werden die Terroristen aber nicht in die Knie zwingen." Die ETA habe mit dem Attentat vor der Wahl am Sonntag Angst und Schrecken säen wollen, hieß es bei den Sozialisten. Die ETA hatte zu einem Boykott der Wahlen aufgerufen und mit neuer Gewalt gedroht. In Spanien gilt daher die höchste Terrorwarnstufe.
Während des Wahlkampfes hatte die Organisation bereits zwei Bombenanschläge verübt. Diese hatten jedoch nur Sachschäden verursacht. Zuletzt hatte die ETA Ende vergangenen Jahres zwei spanische Polizisten in Südfrankreich erschossen. Nach dem gescheiterten Friedensprozess mit der spanischen Regierung hatte die Organisation im Juni 2007 eine 14-monatige "Waffenruhe" für beendet erklärt und die Rückkehr zur Strategie des Terrors angekündigt.
Quelle: ntv.de