Politik

Russland wirft Spionage vor EU fordert Freilassung von entführtem Esten

Kohver drohen in Russland wegen angeblicher Spionage bis zu 20 Jahre Haft.

Kohver drohen in Russland wegen angeblicher Spionage bis zu 20 Jahre Haft.

(Foto: Twitter)

Im Fall des im russisch-estnischen Grenzgebiet entführten Polizisten Kohver fordert die EU jetzt eine "umgehende" Freilassung. Estland will Beweise haben, dass die Festnahme auf seinem Gebiet stattfand. Moskau hingegen ermittelt gegen Kohver wegen Spionage.

Im Fall des nach Russland verschleppten Sicherheitsbeamten aus Estland wird der Ton der EU schärfer. Der Beamte müsse umgehend freigelassen werden und in sein Heimatland zurückkehren dürfen, sagte ein Sprecher der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton. Bei den Behörden in Moskau sei durch die dortige EU-Delegation eine schnelle Lösung angemahnt worden. Russlands Vorgehen in dem Fall verstoße gegen internationales Recht und gegen den Grundsatz unverletzbarer Grenzen. Auch die USA hatten zuvor schon Kohvers Freilassung gefordert.

Warnschild im russisch-estnischen Grenzgebiet: Auf estnischer Seite wurden angeblich Reste von Blendgranaten gefunden.

Warnschild im russisch-estnischen Grenzgebiet: Auf estnischer Seite wurden angeblich Reste von Blendgranaten gefunden.

(Foto: REUTERS)

Russland wirft dem Polizisten Eston Kohver Spionage vor. Gegen Kohver sei am 8. September ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden, teilte der Anwalt Nikolai Polosow mit. Er müsse mit bis zu 20 Jahren Gefängnis rechnen.

Die genauen Umstände des Vorfalls sind noch nicht geklärt. Der Regierung Estlands zufolge sei Kohver am 5. September auf estnischem Territorium von russischen Behörden nahe dem Grenzübergang Luhamaa festgenommen worden. Er sei mit Ermittlungen zu grenzübergreifender Kriminalität betraut gewesen und war angeblich vom FSB zu einem Treffen mit einem vermeintlichen Informanten gelockt worden, wie der britische "Guardian" berichtet. Kohver hatte zwar bewaffnete Verstärkung, doch der rasche Einsatz der Russen, bei dem Blendgranaten eingesetzt und der estnische Funkverkehr gestört wurde, machte eine Rettung Kohvers unmöglich.

Rache Moskaus an estnischem Geheimdienst?

Russlands Inlandsgeheimdienst FSB hatte hingegen erklärt, der Beamte sei auf russischem Territorium im Zuge eines Spionageabwehr-Einsatzes verhaftet worden. Er habe neben einer Pistole und Munition auch "Spezialausrüstung zum illegalen Abhören" bei sich gehabt. Laut den estnischen Behörden habe die Ausrüstung  jedoch beim Treffen mit dem angeblichen Informanten zum Einsatz kommen sollen. Kohvers Anwalt bezeichnete die Vorwürfe als "unzulässig und unbegründet".

Kurz nach der Entführung hatten russische und estnische Grenzbeamte gemeinsam den Tathergang zu rekonstruieren versucht. Dabei seien auf estnischer Seite Spuren der Granaten gefunden und mehrere Fußabdrücke in einer Sandbarriere gefunden worden, die auf eine Grenzüberquerung aus Russland schließen ließen, wie Estland behauptete. Beide Seiten sollen sich nun noch einmal zu Gesprächen treffen, um die Ergebnisse zu bestätigen. Sollte Russland sich diesem verweigern, wolle Estland den ursprünglichen Bericht veröffentlichen.

Estnische Medien hatten spekuliert, dass Kohvers Entführung nicht zufällig zeitgleich mit dem Nato-Gipfel in Wales stattfand. Der Geheimdienst Estlands hatte sich in der Vergangenheit durch die Aufdeckung russischer Agenten die Anerkennung seiner westlichen Partner erarbeitet. Kohver war dabei wegen seines Einsatzes sogar von Präsident Thomas Ilves geehrt worden. Womöglich sei seine Festnahme nun als Rache Moskaus zu verstehen.

Wegen der Ukraine-Krise sind die Beziehungen zwischen Tallinn und Moskau äußerst angespannt. Die ehemaligen Sowjetrepubliken Estland, Lettland und Litauen fürchten, der Konflikt könne auf ihr Territorium übergreifen.

Quelle: ntv.de, bwe/dpa/AFP

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