Keine Show vor dem U-Ausschuss Edathy will Zschäpe nicht anhören
24.02.2012, 14:08 UhrDie einzige Überlebende des Zwickauer Terrortrios, Beate Zschäpe, soll nicht vor dem Bundestags-Untersuchungsausschuss aussagen. Für den Chef des Ausschusses, Edathy, ist eine Anhörung nicht sinnvoll, weil Zschäpe nicht aussagen werde. Der Ausschuss sei für solche "Show-Veranstaltungen" zu wichtig.

Edathy will sich auf das Wesentliche konzentrieren und keine Shows veranstalten.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Vorsitzende des U-Ausschusses zur Neonazi-Mordserie, Sebastian Edathy (SPD), will die Terror-Verdächtige Beate Zschäpe nicht vorladen. "Es hat keinen Sinn, Zeugen einzuladen, von denen ich weiß, dass sie schweigen werden", sagte Edathy der ARD. Nach dem Geständnis eines mutmaßlichen Terrorhelfers scheint derweil die Herkunft der wichtigsten Tatwaffe bei den Morden geklärt.
Edathy verwies darauf, dass Zschäpe offenkundig ein Auskunftsverweigerungsrecht habe. "Ich halte nichts davon, die Sitzung des Untersuchungsausschuss, der Dinge untersuchen soll, die sehr gravierend sind, zu einer Show-Veranstaltung geraten zu lassen."
Der "Passauer Neuen Presse" sagte Edathy, der Untersuchungsausschuss müsse die Frage klären, "wie eine rechtsterroristische Gruppierung über viele Jahre hinweg mordend durch Deutschland ziehen konnte, ohne dass den zuständigen Sicherheitsbehörden der Zusammenhang aufgefallen, geschweige denn die Ermittlung der Täter gelungen wäre."
Die inhaftierte Zschäpe und die Anfang November tot aufgefundenen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt sollen nach ihrem Untertauchen 1998 die Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) gegründet haben. Das Trio wird für neun Morde an Migranten und den Mord an einer Polizistin in Heilbronn in den Jahren 2000 bis 2007 verantwortlich gemacht. Außerdem werden der Gruppe zwei Sprengstoffanschläge in Köln 2001 und 2004 mit insgesamt 23 Verletzten sowie eine Serie von Banküberfällen zur Last gelegt.
Herkunft der Waffe offenbar geklärt
Bei der bundesweiten Mordserie an Migranten hatten die Täter nach Ermittlerangaben eine Pistole des Typs Ceska verwendet. Der im Februar als mutmaßlicher Helfer des NSU festgenommene Carsten S. gestand nach Angaben seines Anwalts, dass er dem Trio "wahrscheinlich zwischen Herbst 1999 und Frühjahr/Sommer 2000" eine Handfeuerwaffe samt Schalldämpfer geliefert habe. Hierbei habe es sich "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" um die später bei der Mordserie verwendete Ceska gehandelt, erklärte der Anwalt.
Der Verteidiger betonte zugleich, dass sein in Düsseldorf festgenommener Mandant weder bei Lieferung der Waffe noch später bis zum Auffliegen der Neonazi-Zelle im vergangenen November gewusst habe, dass das Trio Straftaten geplant oder verübt hatte.
Übergabe in Abbruchhaus
S. habe zudem angegeben, dass die Übergabe der Waffe seinerzeit in Chemnitz erfolgt sei. Dem Bericht zufolge soll sich S. mit Böhnhardt zunächst in einem Schnellrestaurant getroffen haben, danach seien sie gemeinsam in ein nahegelegenes Abbruchhaus gegangen, wo S. Böhnhardt die Ceska nebst Schalldämpfer und 50 Schuss Munition ausgehändigt habe.
Das Geld für die Waffe - 2500 Mark - sei angeblich von dem ebenfalls inhaftierten Ralf Wohlleben gekommen, der zeitweise dem thüringischen NPD-Landesvorstand angehörte.
Quelle: ntv.de, dpa