"Jugendakt mit Tradition" Edathys Kunstvergleich sorgt für Empörung
17.03.2014, 16:05 Uhr"Ich habe noch keinen gesehen, der sich im Museum einen runterholt", schreibt Vizeregierungssprecher Streiter als Reaktion auf Edathys Rechtfertigung, der Kinder- und Jugendakt sei schon immer Kunst. Beide Äußerungen sorgen für Aufsehen.
Der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy hat mit seinen neuen Äußerungen für Empörung gesorgt. "Es ist unverfroren, Material im Grenzbereich zur Kinderpornografie jetzt auch noch als Kunst zu verkaufen", sagte CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer der "Bild"-Zeitung.
"Dieser im Ausland feixende Edathy kotzt mich an. Wer Bilder nackter Jungen auch noch schamlos als Kunst bezeichnet, gehört in die Klapse." Es werde "allerhöchste Zeit für ein Edathy-Gesetz, das unsere Kinder vor solchen Widerlingen schützt", sagte Scheuer über den Versuch Edathys, die von ihm angekauften Nacktbildern von Kindern und Jugendlichen mit Aktbildern in der Kunstgeschichte zu vergleichen.
"Wenn er immer noch nicht begriffen hat, dass auch die Nacktaufnahmen, die er gekauft hat, Kindern schaden, hat er definitiv nichts in der Politik zu suchen", sagte FDP-Vize Wolfgang Kubicki der "Bild"-Zeitung.
Edathy hatte am Wochenende Vorwürfe zurückgewiesen, er sei ein Pädophiler. Auch kritisierte er das gegen ihn eingeleitete SPD-Parteiordnungsverfahren. "Ich bin nicht pädophil. In der Kunstgeschichte hat der männliche Akt, auch der Kinder- und Jugendakt, eine lange Tradition. Man muss daran keinen Gefallen finden, man darf es aber", sagte Edathy dem Magazin "Spiegel". Weiter forderte er Respekt vor seiner Privatsphäre, da er sich rechtskonform verhalten habe.
DJV kritisiert Vizeregierungssprecher

Georg Streiter eröffnet mit seinen drastischen Worten einen Nebenschauplatz.
(Foto: picture alliance / dpa)
Eine drastische Äußerung von Vizeregierungssprecher Georg Streiter sorgte unterdessen für Aufsehen. "Ich habe noch keinen gesehen, der sich im Museum einen runterholt. Und ich bestreite auch, dass die von einem schmierigen deutschen Typen in Rumänien geschossenen Fotos von verarmten ahnungslosen nackten Kindern irgendetwas mit Kunst zu tun haben", schrieb der Vizeregierungssprecher laut "Handelsblatt" auf seiner Facebook-Seite. "Ich weiß nicht, was mich nun fassungsloser macht - die von Sebastian Edathy eingenommene Opferrolle oder dass ihm der 'Spiegel' dafür eine Plattform bietet", schrieb Streiter demnach weiter. Die Ausführungen Edathys kommentierte er als "widerlich hoch drei".
Der Deutsche Journalistenverband kritisierte Streiters Attacke auf das Nachrichtenmagazin scharf. "Der Vizeregierungssprecher überschreitet seine Kompetenzen, wenn er dem 'Spiegel' Nachhilfeunterricht in Sachen Themenfindung erteilt", sagte der DJV-Vorsitzende Michael Konken "Handelsblatt Online". Journalisten müssten selbst darüber entscheiden, welches Thema eine Redaktion journalistisch bearbeite.
Auch SPD-Politiker distanzieren sich von Edathy
SPD-Vize Thorsten Schäfer-Gümbel verteidigte das einstimmig vom Bundesvorstand beschlossene Parteiordnungsverfahren gegen Edathy. Dessen Interview-Äußerungen nannte er befremdlich. "Ich hätte mir einen selbstkritischeren Umgang mit der eigenen Situation gewünscht", sagte Schäfer-Gümbel nach einer Schaltkonferenz des SPD-Präsidiums in Berlin. "Es gibt ein Recht auf das eigene Bild", dieses gelte besonders für junge Menschen, hob der SPD-Vize hervor.
Auch SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach kritisierte Edathy. "Ich kann nur raten, dass er nicht versucht, sich als Opfer zu stilisieren", sagte er der "taz". Der SPD-Linke Ernst Dieter Rossmann äußerte sich im "Hamburger Abendblatt" enttäuscht, dass Edathy "kein Bedauern für die Kinder und Jugendlichen ausgesprochen hat, die für solche Fotos missbraucht werden".
Edathy hatte nach Angaben der Staatsanwaltschaft im Internet Nacktaufnahmen Jugendlicher "im Grenzbereich" zur Kinderpornografie bestellt.
Quelle: ntv.de, ppo/AFP