Politik

Frauen in "stabiler Verfassung" Ehemalige Geisel: "Bin der glücklichste Mensch der Welt"

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Sie sei ins Leben zurückgekehrt, schrieb Emily Damari auf Instagram.

Sie sei ins Leben zurückgekehrt, schrieb Emily Damari auf Instagram.

(Foto: dpa)

Nach 471 Tagen ist Emily Damari zurück bei ihrer Familie. Ihre Freude darüber drückt sie in einem emotionalen Post aus. Die Liebe, die ihr entgegengebracht wurde, habe ihr Herz "vor Freude zum Explodieren gebracht". Auch aus dem Krankenhaus, in das die Geiseln gebracht wurden, gibt es positive Nachrichten.

Die am Sonntag freigelassene Geisel Emily Damari hat ihre Freude über die Freilassung nach 471 Tagen in Gefangenschaft auf ihrem Instagram-Account ausgedrückt. "Ich bin zurück in meinem Leben, bei meinen Liebsten. Ich bin der glücklichste Mensch der Welt", schrieb die 28-Jährige dort nach israelischen Medienberichten. Sie bedankt sich bei ihrer Familie und ihren Freunden für ihre Unterstützung und sagt, dass der Überfluss an Liebe, der ihr entgegengebracht wurde, ihr Herz "vor Freude zum Explodieren gebracht hat". Damari hat neben der israelischen auch die britische Staatsangehörigkeit.

Die drei freigelassenen israelischen Geiseln sind nach Angaben des Krankenhauses, in das sie zunächst gebracht wurden, in stabiler Verfassung. Nähere Angaben machte der stellvertretende ärztliche Direktor des Schiba-Krankenhauses bei Tel Aviv nach den Eingangsuntersuchungen nicht. "Es wird noch ein paar Tage dauern, bis alle nötigen Untersuchungen abgeschlossen sind", sagte Sefi Mendelovich der "Times of Israel".

Terroristen hatten die drei jungen Frauen während des Hamas-Massakers in Israel am 7. Oktober 2023 verschleppt und seitdem im Gazastreifen festgehalten. In dem Krankenhaus können sie nun in einem geschützten Rahmen wieder mit Angehörigen zusammen sein. Die Familien und auch das Forum der Geiselfamilien hatten darum gebeten, die Privatsphäre der Familien zu respektieren.

"Psychische Gesundheit ist das schwierigste Problem"

"Nach 50 Tagen Gefangenschaft litten die Geiseln unter zahlreichen körperlichen und psychischen Problemen", sagt Amir Blumenfeld, der ehemalige Leiter der Trauma-Abteilung der israelischen Armee, der als Arzt auch das Forum der Geiselfamilien unterstützt. "Dieses Mal, nach über als 470 Tagen Haft, wird es grauenhaft werden", fürchtet er. Auf körperlicher Ebene sei ein gravierender Gewichtsverlust wahrscheinlich das vorrangige Problem. Die Gefangenen haben "die Hälfte oder ein Drittel" ihres ursprünglichen Körpergewichts verloren, vermutet der Mediziner.

Blumenfeld ist jedoch "zuversichtlich", dass es den Ärzten gelingen wird, die Unterernährung, Verletzungen oder Krankheiten "zufriedenstellend oder gut, je nach Fall" zu heilen. Doch die psychischen Wunden sind weit schwerer zu behandeln.

Die Gesichter der Hamas-Geiseln: Nach Angaben der israelischen Initiative "Bring them home now" ist der Verbleib von 85 Menschen noch ungeklärt.

Die Gesichter der Hamas-Geiseln: Nach Angaben der israelischen Initiative "Bring them home now" ist der Verbleib von 85 Menschen noch ungeklärt.

(Foto: © bringthemhomenow.net)

Ilana Gritzewsky gehört zu den Geiseln, die im November 2023 freikamen. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP schilderte sie vor Kurzem ihre Gefangenschaft: "Ich habe elf Kilo abgenommen. Ich habe auch Missbrauch erlebt. Mir wurden Brandwunden zugefügt, ich habe einen Teil meines Gehörs auf der linken Seite verloren und mir den Kiefer ausgerenkt. Während der Entführung wurde ich sexuell belästigt." Unter den Folgen leide sie bis heute, sagt die junge Frau.

Als die Hamas Anfang Dezember ein Video ihres immer noch gefangenen Partners verbreitete, fühlte sich Gritzewsky "in die Zeit der Gefangenschaft zurückversetzt". Plötzlich sei alles wieder da gewesen, "die Schreie, die Gerüche, die Angst und die Hilflosigkeit".

Das israelische Gesundheitsministerium sammelte die Aussagen der bisher freigelassenen Geiseln in einem Bericht, der im Dezember dem UN-Sonderberichterstatter für Folter vorgelegt wurde. Demnach erlitten die Gefangenen körperliche und psychischer Gewalt: Schläge, absichtlich zugefügte Verbrennungen, sexuelle Übergriffe, Nahrungsentzug und Isolation. Viele der ehemaligen Geiseln leiden dem Bericht zufolge an posttraumatischem Stress, Depressionen, Angstzuständen und Schuldgefühlen.

Quelle: ntv.de, toh/dpa/AFP

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