Politik

Nobelpreis für Dissidenten Ein leerer Stuhl in Oslo

Zuletzt war es 1936, dass der Friedensnobelpreis nicht persönlich übergeben werden konnte. In diesem Jahr wird es voraussichtlich wieder so sein, denn der chinesische Dissident und Preisträger Liu Xiaobo sitzt im Gefängnis und seine Frau steht unter Hausarrest. Nur ein leerer Stuhl wird für sie in Oslo stehen.

Fridensnobelpreisträger Liu Xiaobo ist mit dem Kestenpreis ausgezeichnet worden.

Fridensnobelpreisträger Liu Xiaobo ist mit dem Kestenpreis ausgezeichnet worden.

Bei der Vergabe des Friedensnobelpreises wollen die Organisatoren wegen des Ausreiseverbots für den chinesischen Liu Xiaobo und seine Frau einen leeren Stuhl aufstellen. Er solle verdeutlichen, dass Liu im Gefängnis sitze und die Menschenrechtslage in China kritisiert werden müsse, sagte der Dissident Yang Jianli. Die USA vertritt bei der Feier die Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi.

Alle Seiten würden weiter versuchen, durch Druck auf China zu erreichen, dass Lius unter Hausarrest stehende Frau Liu Xia zu der Preisverleihung fahren dürfe, sagte Liu-Freund Yang der Nachrichtenagentur AFP, der mit dem Nobelpreiskomitee und Dissidenten den Ablauf der Preisvergabe abstimmt. Wenn das nicht gehe, sei das Komitee bereit, bei der Zeremonie am 10. Dezember einen leeren Stuhl aufzustellen.

Yang war selbst fünf Jahre in chinesischer Haft und lebt heute in Boston. Er steht Liu und dessen Frau nahe. Laut Yang wollen etwa einhundert chinesische Regierungskritiker nach Norwegen kommen. Zu ihnen gehört der Aids-Aktivist Wan Yanha. Es sei aber nicht geplant, dass er den Preis für Liu entgegennehme, sagte Wan. Wan war im Mai in die USA ausgewandert.

Pelosi vertritt die USA bei der Zeremonie.

Pelosi vertritt die USA bei der Zeremonie.

(Foto: REUTERS)

Pelosi habe ihr Kommen zugesagt, sagte der Direktor des Nobelinstituts, Geir Lundestad. Sie sie die "prominenteste Vertreterin von amerikanischer Seite", die an der Feier teilnehmen werde. Die Politikerin von der Demokratischen Partei ist laut Verfassung die dritthöchste Vertreterin der Vereinigten Staaten nach dem Präsidenten und dessen Stellvertreter.

Deutschland schickt Botschafter

Normalerweise werden die USA bei der Preisverleihung von ihrem Botschafter in Oslo repräsentiert. Deutschland wird es auch dieses Jahr weiter so halten, wie ein Sprecher des Auswärtigen Amtes bekräftigte. Lundestad zufolge will unter anderen auch der Generalsekretär von Amnesty International, Salil Shetty, an der Feier teilnehmen.

Lius Frau darf steht unter Hausarrest.

Lius Frau darf steht unter Hausarrest.

(Foto: picture alliance / dpa)

Peking hatte im Oktober mit harscher Kritik auf die Ehrung Lius mit dem Friedensnobelpreis reagiert. Anfang des Monats rief China indirekt zu einem Boykott der Zeremonie auf. Voraussichtlich wird der Friedensnobelpreis zum zweiten Mal in der Geschichte während der Zeremonie an niemanden übergeben werden können. Zuletzt war dies 1936 der Fall, als der deutsche Pazifist Carl von Ossietzky ausgezeichnet wurde.

Liu Xiaobo war im Dezember 2009 wegen Untergrabung der Staatsgewalt in China zu elf Jahren Gefängnis verurteilt worden. Er ist ein Mitverfasser der Charta 08, eines Manifests, das von der Regierung in Peking tiefgreifende politische Reformen fordert. Liu hatte bereits wegen seiner Beteiligung an den Protesten auf dem Tiananmen-Platz 1989 im Gefängnis gesessen.

Quelle: ntv.de, AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen