Politik

Schwierigste Chemiewaffenabrüstung der Geschichte Ein riskanter, dreckiger Job

UN-Experten bei einer Untersuchung im August.

UN-Experten bei einer Untersuchung im August.

(Foto: REUTERS)

Endlich wird damit begonnen, Massenvernichtungswaffen in Syrien zu zerstören. Die Aufgabe ist kompliziert und gefährlich. Die neuesten Äußerungen Assads machen allerdings auch Hoffnung auf schnelle Fortschritte.

Das Expertenteam der Organisation für ein Verbot von Chemiewaffen (OPCW) ist nun dabei, erste Waffen-Labore in Syrien abzubauen. Die Anlagen sollen zunächst unschädlich gemacht werden – teilweise, indem die Maschinen mit Beton übergossen werden. Später werden sie demontiert. Das Team ist bereits seit einer Woche im Land und hat bislang Dokumente gesichtet und die Arbeiten vorbereitet.

Die Vernichtung von Giftgas ist technisch aufwendig. Es lässt sich nicht ohne Spezialgerät verbrennen oder unschädlich machen. Um es vor Ort zu beseitigen, müssen spezielle Verbrennungsanlagen gebaut werden. Darum soll der überwiegende Teil der Kampfstoffe außer Landes gebracht werden.

Syriens Machthaber Baschar al-Assad gab im "Spiegel" einen Hinweis darauf, dass die Abrüstung schneller gehen könnte, als bislang erwartet wurde: "Das Material wird dort nicht waffenfähig gelagert", sagte er. "Niemand kann es verwenden, bevor es einsatzbereit gemacht wird." Die Vernichtung von fertig munitionierten Chemiewaffen ist extrem aufwendig. Roboter müssen die verschiedenen Substanzen voneinander trennen. In Fässern gelagertes Gas lässt sich im Vergleich dazu relativ leicht wegschaffen. Die OPWC-Experten können die Aussage Assads allerdings noch nicht bestätigen, im Detail ist gar nicht klar, um welche Stoffe es sich handelt. Auch ist unklar, ob Assad alle Lagerstätten und Labore benannt hat. Das Ausmaß der Mission ist damit noch kaum abzusehen.

"Jemand muss den Job machen"

Die Verbrennung des Gases ist nicht trivial. Einige Stoffe müssen mit Düsen in besonders heiße Flammen gesprüht werden. Diese Anlagen zu bauen, würde wohl rund ein Jahr dauern. Möglich ist auch, dass mobile Vernichtungsanlagen aus den USA und Russland nach Syrien transportiert werden.

Ein Teil der Waffen könnte auch ins Ausland verschifft werden. In Norwegen wird berichtet, die USA und Russland hätten das Land gebeten, bei der Zerstörung zu helfen. Das Land sei wegen seiner politischen Stabilität und seinen großen Wassermassen besonders dazu geeignet.

Der Transport der Stoffe ist allerdings heikel. Fällt das Gas Terroristen in die Hände, könnten sie damit großen Schaden anrichten. Auch der Beschuss eines Transports könnte schon schlimme Folgen haben. Die "Washington Post" schreibt: "Es ist ein riskanter, dreckiger Job, aber jemand muss ihn machen."

Geschätzt wird, dass Syrien etwa 1000 Tonnen an Chemiewaffen besitzt. Im August waren nahe der Hauptstadt Damaskus solche Waffen eingesetzt worden. Assad schiebt die Verantwortung dafür auf islamistische Rebellengruppen. Die USA behaupten, dass sie Beweise für die Schuld Assads haben.

Unter der Androhung eines Bombardements durch die USA bot Assad an, seine Chemiewaffen vernichten zu lassen. Die USA setzten ihre Angriffspläne daraufhin aus.

Westerwelle will nicht, dass Deutschland vermittelt

Der Bürgerkrieg im Land geht unterdessen weiter. Jede Woche sterben Hunderte Menschen bei Gefechten zwischen Rebellen und Regierungstruppen. Eine politische Lösung ist nicht in Sicht. Der "Spiegel" meldet, dass Assad eine Vermittlerrolle Deutschlands ins Gespräch gebracht habe. Im Interview liest sich das allerdings anders. Die Redakteure fragen: "Könnte Deutschland eine Vermittlerrolle übernehmen?" und Assad antwortet ausweichend: "Ich würde mich freuen, wenn Gesandte aus Deutschland nach Damaskus kämen, um mit uns über die wahren Verhältnisse zu sprechen."

Assad sagte auch, Deutschland habe von den europäischen Ländern die objektivste Sichtweise auf die Vorgänge in Syrien. Die Bundesregierung hatte sich der militärischen Drohung der USA nicht angeschlossen. Eine Vermittlerrolle Deutschlands will Außenminister Guido Westerwelle deswegen aber nicht: "Wir haben mit Lakhdar Brahimi einen Sonderbeauftragten der Vereinten Nationen, dessen Vermittlungsbemühungen für eine politische Lösung wir mit aller Kraft unterstützen", sagte er "Spiegel online".

Quelle: ntv.de

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