Mordkommando für Hamas-Führer Einreise über Deutschland
17.02.2010, 08:57 UhrDer mysteriöse Mord an einem hochrangigen Führer der palästinensischen Hamas in Dubai ist nach Einschätzung deutscher Sicherheitsexperten vom israelischen Geheimdienst Mossad verübt worden. Die Täter reisten mit gefälschten Pässen. Koordiniert wurde die Aktion offenbar aus Europa.
Nach Angaben der Regierung in Dubai wurde der Mord an dem Hamas-Führer Mahmud al-Mabhuh von Europa aus gesteuert. Demnach reisten im Januar bis zu 15 Personen von europäischen Städten aus in die Wüstenstadt, um den einflussreichen Hamas-Politiker und mutmaßlichen Waffenschmuggler Mahmud zu ermorden. Deutsche Sicherheitsexperten schätzen, dass nur eine Organisation wie der israelische Geheimdienst Mossad zu einer solch aufwendigen und präzisen Aktion in der Lage ist, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Möglich sei auch, dass der Mossad dabei auch palästinensische Helfer eingesetzt hat.
Die Ermittler hätten herausgefunden, dass die Aktion am 19. Januar dieses Jahres von Österreich aus koordiniert wurde. Die Auswertung von Telefonspuren habe ergeben, dass die Täter in Dubai nicht miteinander, sondern mit einer Art ,,Kommandozentrale‘‘ im Alpenstaat telefoniert hätten. Sie hätten diese Gespräche offenbar verschlüsselt und seien auch sonst äußert professionell vorgegangen. Die Täter reisten demnach binnen Stunden vor der Tat von europäischen Flughäfen aus an. Fünf Mitglieder des Teams sollen aus Deutschland gekommen sein, vermutlich aus Frankfurt, vier aus Zürich, zwei aus Paris, vier aus Rom. Weil etliche Täter in Dubai in Hotels eincheckten und ihre Pässe abgaben, fahnden die Behörden des Emirats nun nach elf Personen, deren Bilder und Namen bekannt sind. Laut den Papieren sind sie ausschließlich EU-Bürger, unter ihnen ein Deutscher und ein Franzose.
Mit Stromstößen gequält
Nach Medienberichten soll al-Mabhuh in Dubai über eine Waffenlieferung an die Hamas verhandelt haben. Bei einem Anschlag in dem Hotel Bustan Rotana wurde er dann am Abend umgebracht. Nach Angaben seines Bruders wurde der 50-Jährige mit starken Stromstößen gequält und erwürgt. Die Täter verließen Dubai binnen Stunden, zwei reisten nach Frankfurt, weitere nach Paris, Zürich, Südafrika oder Hongkong. Einer im Team soll vor der Tat abgereist sein, er besaß ein Ticket nach München über Katar Mabhuh wird von Israel für die Entführung zweier israelischer Soldaten zu Beginn des ersten Palästinenseraufstandes Intifada (1987-1993) verantwortlich gemacht. Die Soldaten wurden ermordet.
Die von den Behörden in Dubai gesuchten Verdächtigen verfügten offenbar ausnahmslos über gefälschte Ausweise aus Großbritannien, Irland, Deutschland und Frankreich. Am Montag hatte die Polizei in Dubai mitgeteilt, dass wegen des Mordes nach elf Verdächtigen mit europäischen Pässen gefahndet werde. Gesucht würden zehn Männer und eine Frau.
Im Zusammenhang mit der Tat sollen bereits zwei Palästinenser von Jordanien an Dubai ausgeliefert worden sein. Die Hamas wies deshalb auf eine mögliche Beteiligung der konkurrierenden Palästinerorganisation Fatah an dem Mord hin. Im israelischen Armeerundfunk hieß es, die verfeindeten palästinensischen Fraktionen Hamas und Fatah würden sich nun gegenseitig die Schuld für den Tod Mabhuhs zuschieben.
Quelle: ntv.de, rpe/AFP