Politik

Taliban auf dem Bonner Petersberg? Entscheidung ist noch offen

Taliban 2009 an einem unbekannten Ort in Afghanistan.

Taliban 2009 an einem unbekannten Ort in Afghanistan.

(Foto: REUTERS)

Bei Sicherheitsexperten gilt es inzwischen als Fehler, dass bei der ersten Afghanistan-Konferenz vor zehn Jahren in Bonn die radikal-islamischen Taliban außen vor blieben - denn die USA und ihre Verbündeten müssen einsehen, dass der Kampf gegen sie militärisch nicht zu gewinnen ist. Nun wird mit den Taliban verhandelt, möglicherweise auch im Dezember in Bonn.

Über eine Beteiligung der radikal-islamischen Taliban an der Afghanistan-Konferenz im Dezember in Bonn ist noch keine Entscheidung gefallen. Dafür sei es noch viel zu früh, sagte der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Andreas Peschke. Ob die Taliban eingeladen würden, hänge auch davon ab, wie sich die Lage in den kommenden Monaten entwickle und ob es Fortschritte im "politischen Prozess" gebe. An der ersten Afghanistan-Konferenz auf dem Petersberg bei Bonn, die vor zehn Jahren die Zukunft des Landes nach dem Einmarsch der USA gestalten sollte, waren die Taliban nicht beteiligt worden. Inzwischen gilt dies vielen Experten als Fehler.

Verhandlungen mit den Taliban werden im Westen mittlerweile als einzige Möglichkeit für eine Befriedung Afghanistans betrachtet. Der scheidende US-Verteidigungsminister Robert Gates hatte am Wochenende Kontakte zwischen Vertretern der US-Außenministeriums und der Taliban zugegeben.

Bundesentwicklungsminister Niebel (r) und der lettische EU-Kommissar für Entwicklung, Piebalgs, hatten dieser Tage in Kabul mit Präsident Karsai (M) über Entwicklungshilfeprojekte gesprochen.

Bundesentwicklungsminister Niebel (r) und der lettische EU-Kommissar für Entwicklung, Piebalgs, hatten dieser Tage in Kabul mit Präsident Karsai (M) über Entwicklungshilfeprojekte gesprochen.

(Foto: dpa)

Peschke wollte allerdings Berichte nicht bestätigen, wonach diese Gespräche auch in Deutschland stattfanden. Deutschland wisse, dass eine politische Lösung, die alle Gruppen Afghanistans einbeziehe, eine Voraussetzung für die Befriedung des Landes sei, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Der Weg der Aussöhnung habe die Unterstützung Deutschlands. "Wir wären zufrieden, wenn dieser Prozess jetzt in Gang käme", meinte der deutsche Botschafter Afghanistan, Rüdiger König.

USA warnen Karsai vor Kritik am Westen

Der scheidende US-Botschafter Karl Eikenberry warnte den afghanischen Präsidenten Hamid Karsai eindringlich vor überzogener Kritik an den USA und anderen Verbündeten. In einer Rede vor Studenten in der Stadt Herat sagte Eikenberry, wenn die US-Soldaten als Besatzer bezeichnet würden, untergrabe dies das Fundament für die Zusammenarbeit.

"Wenn ich höre, dass einige eurer Führer uns Besatzer nennen, kann ich trauernden Angehörigen von US-Soldaten nicht länger Trost spenden", sagte Eikenberry, der ein enger Vertrauter von US-Präsident Barack Obama ist. Überzogene Kritik demotiviere die Soldaten, demütige diejenigen, die einen hohen Preis für den Einsatz zahlten und nähre gerade auch angesichts der wirtschaftlich schwierigen Lage in den USA die Zweifel an der Sinnhaftigkeit des weiteren Engagements.

Karsai hatte jüngst mehrfach harte Kritik an den Verbündeten geübt. So hatte er erklärt, angesichts zahlreicher ziviler Toter riskierten die ausländischen Soldaten, als Besatzer angesehen zu werden. Ein anderes Mal hatte er den Truppen, die zur Absicherung seiner Regierung im Land sind, vorgeworfen, mit dem Einsatz giftiger Munition das Land zu verseuchen.

Quelle: ntv.de, rts

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