Fortschritt in Afghanistan? USA sprechen mit Taliban
19.06.2011, 16:57 Uhr
Für Robert Gates sind die Gespräche "sehr vorläufig".
(Foto: AP)
Die USA haben Kontakt zu den radikal-islamischen Taliban. Dies bestätigt US-Verteidigungsminister Robert Gates, schränkt jedoch zugleich ein, die Gespräche befänden sich noch in einem Anfangsstadium. Der deutsche Botschafter in Afghanistan findet lobende Worte.
Der scheidende US-Verteidigungsminister Robert Gates hat Berichte über Kontakte zwischen den Vereinigten Staaten und den radikal-islamischen Taliban bestätigt. "Ich würde sagen, die Kontakte sind sehr vorläufig", sagte er gegenüber dem Fernsehsender CNN. Die Kommunikation werde "vielleicht seit einigen Wochen" vom US-Außenministerium gestaltet. Letztlich werde der Krieg wie andere auch in einer politischen Lösung enden.
Es sei allerdings voreilig, die Kontakte als Friedensgespräche zu bezeichnen. "Meiner eigenen Ansicht nach können echte Versöhnungsgespräche wahrscheinlich mindestens bis zu diesem Winter keine wesentlichen Fortschritte machen", erklärte Gates. Problematisch sei etwa, einen verlässlichen Ansprechpartner auf der Seite der Taliban zu finden. Die USA wollten nicht am Ende mit jemandem Gespräche führen, der dafür gar kein Mandat habe.
Deutscher Botschafter zufrieden
Der deutsche Botschafter in Afghanistan hatte bereits verlauten lassen, dass er Gespräche begrüßen würde. "Die Bundesregierung sagt seit Monaten, wir unterstützen einen politischen Prozess in Afghanistan", betonte Botschafter Rüdiger König. Dazu gehörten auch Versöhnungsgespräche zwischen der afghanischen Regierung und den Taliban, wobei auch die USA eine wichtige Rolle spielten. "Wir wären zufrieden, wenn dieser Prozess jetzt in Gang käme."
Präsident Hamid Karsai hatte am Vortag bei einer Rede erstmals Gespräche zwischen seiner Regierung, den Vereinigten Staaten und den Taliban bestätigt. Die Taliban bestritten bisher jegliche Verhandlungen. Sie verlangten als Vorbedingung den Abzug aller ausländischen Truppen.
Vor Karsais Rede hatte der UN-Sicherheitsrat getrennte Sanktionslisten für Vertreter der Taliban und des Terrornetzes El Kaida eingeführt. Damit wird die Streichung von Taliban-Mitgliedern von der schwarzen Liste erleichtert.
Trotzdem weiter Anschläge
Ungeachtet der laufenden Gespräche verübten die Aufständischen zwei schwere Anschläge. Im Norden des Landes attackierten sie einen Konvoi der Bundeswehr, in dem auch der Kommandeur des deutschen Feldlagers in Kundus unterwegs war. Wie die Bundeswehr mitteilte, wurden bei dem Bombenanschlag zwei Soldaten leicht verletzt. Der Kommandeur, einer der ranghöchsten deutschen Offiziere in Afghanistan, kam nicht zu Schaden. Nach Angaben örtlicher Behörden starben zudem drei Zivilisten. Elf weitere wurden verletzt. Einen Tag zuvor hatte ein Selbstmord-Kommando der Taliban eine Polizeistation im Zentrum der Hauptstadt Kabul an. Mindestens neun Menschen wurden getötet, darunter drei Polizisten.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP