Politik

Für Hungernde in Ostafrika Erstes Hilfsflugzeug gestartet

Die Hilfe kommt hoffentlich nicht zu spät.

Die Hilfe kommt hoffentlich nicht zu spät.

(Foto: dpa)

Eigentlich sollte die Luftbrücke der Vereinten Nationen längst stehen. Doch bürokratische Hürden des kenianischen Zolls verzögerten die dringend benötigte Überlebenshilfe immer wieder. Nun hebt endlich die erste Maschine ab.

Die Luftbrücke für Millionen hungernde Menschen in Somalia ist gestartet. Ein Flugzeug des Welternährungsprogramms (WFP) sei mit zehn Tonnen Nothilfegütern an Bord in der kenianischen Hauptstadt Nairobi mit Kurs auf Mogadischu abgeflogen, sagte ein WFP-Mitarbeiter.

Daud Karama, fünf Jahre alt.

Daud Karama, fünf Jahre alt.

(Foto: AP)

Zuvor hatte es einige bürokratische Hürden mit dem kenianischen Zoll gegeben, weshalb es zu Verzögerungen gekommen war. Die Hilfsgüter würden ausreichen, um 5000 bis 10.000 Kinder einen Monat lang zu ernähren, hieß es. Viele der Menschen in und um Mogadischu seien Flüchtlinge aus dem Süden des Landes, der besonders schlimm von der Hungersnot betroffen ist.

"Eltern müssen ihren Kindern beim Sterben zusehen. Wir müssen endlich alles tun und schnell handeln, damit diese armen Familien mit Nahrungsmitteln, Trinkwasser und Medikamenten versorgt werden", mahnte UNESCO-Sonderbotschafterin Ute-Henriette Ohoven. "Die unvorstellbare Situation lässt keinen Raum für Untätigkeit zu, denn schnell eintreffende Hilfsgüter sind jetzt die letzte Hoffnung."

Amin Mohamed, vier Jahre alt.

Amin Mohamed, vier Jahre alt.

(Foto: AP)

Pro Tag eine Handvoll Kekse

Die Deutsche Welthungerhilfe (DW) machte darauf aufmerksam, dass auch die Versorgung der somalischen Flüchtlinge durch Hilfsorganisationen in Kenia sehr schwierig sei. Der Regionalkoordinator der Organisation in Nairobi, Johann van der Kamp, sagte, die Neuankömmlinge in den Flüchtlingslagern rund um das kenianische Dorf Dadaab bekämen am Tag nur eine kleine Packung Kekse, solange sie nicht offiziell registriert seien. "Das kann leider Wochen dauern", sagte van der Kamp und fügte hinzu: "Das ist eine sehr besorgniserweckende Situation."

Seine Organisation treffe derzeit mit ihren Partnern vor Ort Nothilfe-Vorbereitungen, um den Neuankömmlingen ein Grundausstattungspaket übergeben zu können, darunter Decken, Kanister und Seife. Nach Darstellungen von der Kamps gibt es um Dadaab drei Lager mit jeweils rund 130.000 Flüchtlingen. Ein Großteil der Menschen habe inzwischen Zelte. Viele aber hätten bisher nur einen provisorischen Unterstand aus Stöcken, Pappkarton oder Plastikstücken.

Mihag Gedi Farah, sieben Monate alt.

Mihag Gedi Farah, sieben Monate alt.

(Foto: AP)

Lage auch in Kenia verzweifelt

Durch die Flüchtlinge aus Somalia verschärfe sich die Lage in Kenia selbst, machte van der Kamp deutlich. "Das Problem ist nicht nur Dadaab und Somalia, sondern ganz Kenia braucht Unterstützung." So fehle angesichts der verheerenden Dürre Saatgut. Das bedeute, dass sich die Hilfe für das Land voraussichtlich mindestens über zwölf Monate erstrecken müsse.

Abdi'asis Haji, zwei Jahre alt.

Abdi'asis Haji, zwei Jahre alt.

(Foto: AP)

Der DW-Helfer wies darauf hin, dass der Hilfseinsatz in Somalia zum Teil sehr gefährlich sei. Hilfsleistungen seien teilweise nur unter dem Schutz bewaffneter Einheiten möglich. Die Perspektive für die Flüchtlinge sei angesichts der internen Konflikte in Somalia "sehr düster". An einen Wiederaufbau sei unter diesen Bedingungen auf längere Sicht nicht zu denken.

Um die Lage für hungernde Kenianer im Norden des Landes zu verbessern, weitet das Deutsche Rote Kreuz seine Hilfe aus. Rund 200.000 Schulkinder in mehr als 300 Schulen werden nach Angaben der Hilfsorganisation ab sofort mit einer regelmäßigen Mahlzeit für den gesamten Verlauf der Dürrekatastrophe versorgt. Zudem wird Bauern das geschwächte Vieh abgekauft, um eine weitere Flüchtlingswelle abzuwenden.

Noch harren viele notleidende Bauernfamilien auf ihrem Land aus. Mit dem Kauf von bislang mehr als 3000 Tieren sichert das Rote Kreuz diesen Menschen das Überleben für die kommenden Monate. Das Fleisch der geschlachteten Tiere wird an die Bevölkerung verteilt.

Muse Nesir, zwölf Jahre alt.

Muse Nesir, zwölf Jahre alt.

(Foto: AP)

Kritik an Umsiedlung in schlechteres Lager

Die Organisation "Ärzte ohne Grenzen" kritisierte inzwischen eine Umsiedlungsaktion des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen und der kenianischen Regierung zur Entlastung im Lager Dadaab. Die Aktion laufe weitgehend intransparent und ohne Absprache mit den Flüchtlingen und den Organisationen vor Ort ab, monierte die Hilfsorganisation.

Seit Montag werden demnach etwa 200 Familien am Tag in ein Erweiterungslager gebracht, wo es nur wenige Wasser- und Sanitäreinrichtungen und eine spärliche Grundversorgung gebe. Es sei zu befürchten, dass das Lager insgesamt 60.000 Flüchtlinge aufnehmen solle; es sei aber nur für 40.000 ausgelegt.

Ali Omar, drei Jahre alt.

Ali Omar, drei Jahre alt.

(Foto: AP)

Obwohl jetzt Wasser mit Lastwagen in das neue Lager gebracht und schnell Latrinen gegraben würden, erfülle das Lager nicht die humanitären Mindeststandards. Darüber hinaus verfüge das Lager über kein Krankenhaus.

Dagegen bleibt nach den Angaben ein nur wenige Kilometer entferntes Erweiterungslager ungenutzt, das schon im November eröffnet werden sollte und in dem es Latrinen, Duschen, Stromversorgung, einige Unterkünfte und Schulen gibt. Die kenianische Regierung müsse ihre Ankündigungen von vor zwei Wochen wahrmachen und die Flüchtlinge in dieses Lager umsiedeln.

Flüchtlinge vor der Dürre und dem bewaffneten Konflikt in Somalia kommen nach Auskunft der Organisation weiterhin in großer Zahl in dem Dorf Dadaab an. Allein in der vergangenen Woche seien es 5117 gewesen. In Dadaab leben mittlerweile etwa 388.000 Flüchtlinge in drei großen Lagern sowie außerhalb in selbstgebauten Unterkünften.

Ban bittet reiche Golfstaaten um Hilfe

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat die Golfstaaten zu massiven Hilfen für die Hungernden am Horn von Afrika aufgerufen. Ban habe mit dem saudi-arabischen König Abdullah, dem kuwaitischen Emir Scheich Sabah el Ahmed el Sabah und dem katarischen Regierungschef Scheich Hamad bin Jassem bin Dschaber el Thani telefoniert, teilten die Vereinten Nationen in New York mit. In einem weiteren Telefonat habe er auch den Außenminister der Vereinigten Arabischen Emirate Scheich Abdullah bin Sajed el Nahjan um Hilfsgelder gebeten.

Die Hungerkrise am Horn von Afrika bedroht allein in Somalia rund 3,7 Millionen Menschen. Die UNO hatte vor knapp einer Woche für Teile des Landes offiziell eine Hungersnot erklärt. In Dschibuti, Äthiopien, Kenia und Uganda leiden Millionen weitere Menschen unter der schlimmsten Dürre seit 60 Jahren. UN-Vertreter haben den Hilfsbedarf bis Jahresende auf rund zwei Milliarden Dollar (1,4 Milliarden Euro) beziffert, bislang sei aber erst eine Milliarde bei der UNO eingegangen.

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Stiftung RTL - Wir helfen Kindern e.V.
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Sparkasse KölnBonn

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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