Der Kommentar Es stoibert in der CDU
04.01.2002, 11:37 UhrVon Volker Jacobs, n-tv Chefkorrespondent
Werfen sie einen Euro - Adler oder Zahl? Würfeln Sie? Auf welche Weise Edmund Stoiber und Angela Merkel die Antwort auf die K-Frage auch finden wollen, sie wollen sie gemeinsam geben und zwar bald.
Vor einem halben Jahr noch stellte sich weniger die Frage, wer als Kandidat antreten darf, eher die, wer antreten muss. Inzwischen aber haben sich die Wahlaussichten des Kanzlers eingetrübt. Das Interesse an der Kandidatur ist in gleichem Masse gestiegen - besonders sichtbar bei dem Bayern. Die CSU ist zwar die kleinere Partei. Die aber steht geschlossen hinter Stoiber. Das ist seine Stärke. Die CDU ist zwar die grössere Partei. Die aber steht keineswegs geschlossen hinter Merkel. Das ist ihre Schwäche.
Wenn der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Bosbach in der CDU/CSU-Fraktion 70 bis 80 Prozent für Stoiber vermutet, dürfte er tendenziell auch die Stimmung der CDU wiedergeben. Zu viele in der CDU sind überzeugt, mit dem CSU-Vorsitzenden die besseren Chancen zu haben, d.h., mit einem Kandidaten, der eine klare Richtungsentscheidung wäre, auch wenn er sich konservativer gibt als er ist. Stoiber muss antreten wollen, schon weil ihm ein Verzicht von den eigenen Anhängern als Feigheit vor dem Gegner angelastet würde - übrigens mit schwer kalkulierbaren Auswirkungen für die Landtagswahl 2003.
Merkel dagegen muss nicht antreten. Eine Niederlage Stoibers kann sie politisch überstehen. Ein Sieg Stoibers wäre auch ihr Erfolg. Aber eine eigene Niederlage wäre schlimm für sie: Mit unterlegenen Kandidaten geht die CDU gnadenlos um.
Quelle: ntv.de