Ziel war zunächst Obama FBI zieht Fäden im Terrorkomplott
18.10.2012, 08:40 Uhr
Wieder macht sich die Terrorangst in New York breit: Mit einer 500-Kilo-Bombe will ein 21-Jähriger die US-Zentralbank in die Luft sprengen. Aber das FBI gibt Entwarnung: Das Ganze sei Teil einer verdeckten Operation gewesen. Manche sprechen von einer Inszenierung. Der junge Mann aus Bangladesch hatte es ursprünglich auf Barack Obama abgesehen.

Das FBI gibt den Namen des jungen Verdächtigen bekannt: Quazi Mohammad Rezwanul Ahsan Nafis.
(Foto: REUTERS)
Die US-Polizei hat einen Sprengstoff-Anschlag auf die Zentralbank in New York verhindert. Mit einer rund 500 Kilogramm schweren Bombe in einem Kleinlaster hatte ein 21 Jahre alter Mann das Gebäude der Notenbank Fed nahe der Südspitze Manhattans am Mittwoch (Ortszeit) in die Luft jagen wollen, teilte die US-Bundespolizei FBI mit. Der Plan sei aber bereits im Vorfeld bekannt gewesen und der Sprengstoff unschädlich gemacht worden. Es habe keine Gefahr bestanden. Ein Gericht entschied, dass der 21-Jährige zunächst weiter in Polizeigewahrsam bleiben müsse. Er muss sich wegen des versuchten Einsatzes einer Massenvernichtungswaffe sowie Kontakten zum verantworten. Ein weiterer mutmaßlicher Mitverschwörer soll anderswo in den USA festgenommen worden sein, schreibt die "New York Times".
Der aus Bangladesch stammende Mann, der im Januar per Studentenvisum in die USA gereist war und im New Yorker Stadtteil Queens gelebt hatte, hatte den Kleinlaster am Morgen vor dem Gebäude der Zentralbank geparkt. Er sei davon ausgegangen, dass er eine Bombe in dem Wagen habe, und habe versucht, diese explodieren zu lassen, teilte das FBI mit. Die Behörden seien dem Mann jedoch schon länger auf der Spur gewesen und hätten im Rahmen einer verdeckten Operation über Geheimagenten Kontakt zu ihm aufgenommen. Anstelle des Sprengstoffs hätten sie eine Bombenattrappe in dem Kleinlaster untergebracht. Ein Geheimagent sei bei der Fahrt dabei gewesen. Der 21-jährige Mann wurde nahe der Zentralbank festgenommen, als er versuchte, mit Hilfe seines Handys die Bombe zu zünden.
Plan erscheint "aberwitzig"
Er sei einzig und allein deshalb in die USA gekommen, weil er eine terroristische Attacke durchführen wollte, sagte die New Yorker Staatsanwältin Loretta Lynch in einer Mitteilung. "Er arbeitete zielstrebig daran, seinen Plan auszuführen." Er soll über Kontakte zu Al-Kaida verfügen und versucht haben, in den USA Mitstreiter zu rekrutieren, um eine Terrorzelle aufzubauen. Er habe mehrere Ziele für seinen Anschlag in Erwägung gezogen, sich dann aber letztlich für die Zentralbank entschieden, teilte das FBI mit. Ein früherer Plan zielte nach Informationen des TV-Senders CBS sogar direkt auf Präsident Barack Obama. Dieser sei dann aber verworfen worden. Er habe sich am Ende für die Notenbank entschlossen, um die "US-Wirtschaft in ihrem Herzen zu treffen", und auf diesem Weg "Amerika zu zerstören" und ein "Kalifat" vorzubereiten.
"Am Ende", so schreibt die NYT, "musste der Plan als aberwitzig erscheinen." Die New Yorker Filiale der US-Notenbank sei einer der sichersten der Stadt. Das massive Gebäude unweit der Wall Street berge die weltgrößten Goldreserven im Wert von fast 400 Milliarden Dollar hinter undurchdringlichen Mauern aus Beton und Stahl.
Staatsanwältin rechtfertigt Vorgehen
Nach Angaben der Sicherheitsbehörden, soll "niemals eine Gefahr für die Öffentlichkeit bestanden" haben. Die gesamte Verschwörung sei "unter den Augen des FBI" abgelaufen. Obama selbst sei nach Darstellung seines Sprechers Jay Carney persönlich von der Entwicklung der Aktion unterrichtet worden. Bundesstaatsanwältin Lynch rechtfertigte den Einsatz des FBI: "Wir werden auch künftig alle Mittel nutzen, um solche Anschläge zu verhindern, bevor sie stattfinden."
Das Vorgehen des FBI war in der Vergangenheit nicht selten auf Kritik gestoßen. "Die Regierung macht sie erst zu Terroristen", sagte eine Richterin, die 2009 einen ähnlich gelagerten Fall bearbeitete. Häufig würde die Terrorangst geschürt, um solche Einsätze zu rechtfertigen.
1000 Mann bei der Terrorabwehr
Er habe "Amerika zerstören" wollen, schrieb der Mann in einer schriftlichen Erklärung. Zudem nahm er, nachdem er den Kleinlaster geparkt hatte, in einem Hotel auch eine Videobotschaft auf, in der er die Verantwortung für die Tat übernimmt. "Wir hören nicht auf, bis wir siegen oder als Märtyrer sterben", heißt es dem FBI zufolge darin. In dem Video bekenne sich der Mann auch als Sympathisant von Al-Kaida.
Nach Angaben der New Yorker Polizei, war dies bereits das 15. Terrorkomplott seit dem , das die Behörden aufgedeckt hätten. Zu den Zielen hätten die Brooklyn Bridge und das Citicorp Center in Midtown gehört. Das NYPD beschäftigte rund tausend Beamte eigens zur Terrorabwehr.
Quelle: ntv.de, ppo/dpa