Westerwelle auch dabei FDP fordert höhere Löhne
16.10.2010, 18:31 UhrDie Aussicht auf einen anhaltenden Konjunkturboom lässt die Rufe nach Lohnerhöhungen lauter werden. Nach Kanzlerin und Wirtschaftsminister macht sich jetzt auch FDP-Chef Westerwelle dafür stark.
Nach Bundeskanzlerin Angela Merkel und Wirtschaftsminister Rainer Brüderle hat jetzt auch FDP-Chef Guido Westerwelle höhere Löhne gefordert. "Wenn die Wirtschaft wächst und dieses Wachstum Substanz und Dauer hat, dann sollten die Früchte dieses Aufschwungs auch bei den Menschen ankommen, die hart dafür gearbeitet haben", sagte der Außenminister und Vizekanzler dem "Hamburger Abendblatt". Nach der Prognose der wichtigsten Wirtschaftsforschungsinstitute wächst die deutsche Wirtschaft so stark wie seit dem Fall der Mauer nicht mehr.
Mit Spannung wird die Konjunkturprognose der Bundesregierung an diesem Donnerstag erwartet, nachdem die Institute ihre Wachstumsprognose für 2010 von 1,5 auf 3,5 Prozent hochgeschraubt hatten. Nach einem Bericht des "Focus" wird Brüderle ebenfalls ein Plus von rund 3,5 Prozent verkünden. Die Sprecherin des FDP- Politikers, Beatrix Brodkorb, sagte dazu: "Das ist reine Spekulation." Nach ihrer Darstellung wird die Prognose derzeit noch errechnet.
Die Bundesagentur für Arbeit sieht beim Rückgang der Erwerbslosenzahlen positive Anzeichen. "Wir rechnen fest damit, dass schon im Oktober die Arbeitslosenzahl die Drei-Millionen-Grenze unterschreiten wird", zitierte das Magazin ein Mitglied des Vorstandes. Das wäre der niedrigste Wert seit 18 Jahren, als 2,9 Millionen Arbeitslose registriert waren.
Merkel sieht Krise beendet
Brüderle hatte bereits auf das Ende der Krise verwiesen und betont, dass kräftige Lohnerhöhungen möglich seien, wenn die Wirtschaft boome. Merkel (CDU) unterstützte den Vorstoß ihres Wirtschaftsministers: "Das ist natürlich etwas, was Buchstabe für Buchstabe die Bundeskanzlerin ganz genauso sieht", sagte ihr Sprecher Steffen Seibert. Gewerkschaften und Arbeitgeber hatten Brüderle Einmischung vorgeworfen.
Westerwelle betonte, Brüderle habe auf die Tarifautonomie hingewiesen, "gleichzeitig aber auch eine Selbstverständlichkeit ausgesprochen". Nach Einschätzung der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute werden die Bruttolöhne 2011 um 2,8 Prozent steigen.
Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Klaus Zimmermann, wies den Vorstoß für deutlich höhere Löhne scharf zurück. "Mit der pauschalen Forderung kann ich nichts anfangen, ich halte das für sehr gefährlich", sagte er dem "Handelsblatt".
Quelle: ntv.de, dpa