Politik

Guantánamo: In Haft ohne Urteil und Prozess Fast alle Häftlinge hungern aus Protest

Die Lage in Guantánamo eskaliert.

Die Lage in Guantánamo eskaliert.

(Foto: AP)

Guantánamo bleibt ein Makel der US-amerikanischen Demokratie: Noch immer sitzen hier 166 Häftlinge ein, einen Prozess oder ein rechtkräftiges Urteil gegen sie wird es jedoch so bald nicht geben. Aus Protest sind seit Wochen Insassen im Hungerstreik - eine drastische Aktion, an der sich nun schon bis zu 130 Gefangene beteiligen.

Im US-Gefangenenlager Guantánamo spitzt sich die Lage weiter zu. Immer mehr Insassen beteiligen sich an dem Hungerstreik, mittlerweile sind es 92 der 166 verbliebenen Häftlinge. Das sagte der Militärsprecher Samuel House. 17 Häftlinge werden weiterhin zwangsernährt. Zwei von ihnen müssen im Krankenhaus behandelt werden, doch sei derzeit keiner von ihnen in Lebensgefahr, betonte House.

Anwälte der Guantánamo-Insassen zeichnen dagegen ein dramatischeres Bild von der Lage. Der Jurist David Remes sagte, seit Beginn des Hungerstreiks beteiligten sich "rund 130 Häftlinge" an der Aktion. Diese Zahl würden auch die Behörden bald anerkennen müssen. Remes berichtete auch vom Auslöser des Streiks: So sollen Wärter entwürdigend mit Ausgaben des Koran umgegangen sein. Im Kern richtet dich der Streik demnach aber im Grundsatz gegen die seit elf Jahren andauernde unbegrenzte Inhaftierung ohne Anklage oder Prozess, erklärten die Anwälte.

Am 13. April hatte ein Aufstand eine bewaffnete Intervention der Wärter erzwungen. Daraufhin waren rund 60 Häftlinge aus Gemeinschaftszellen in Einzelzellen verlegt worden. Laut House versuchten zwei der Häftlinge daraufhin, sich das Leben zu nehmen. Eine Rückkehr in Gemeinschaftszellen bezeichnete House als möglich, sobald sich die Gefangenen "fügsam zeigten". In den Einzelzellen könnten sie aber fern des Einflusses der Anführer entscheiden, ob sie den Hungerstreik fortführen wollten.

Das Gefangenenlager auf Kuba wurde 2002 von US-Präsident George W. Bush gegründet, um Terrorverdächtige aus Afghanistan und anderen Ländern aufzunehmen. US-Präsident Barack Obama versprach vor seiner Wahl 2008, das international heftig kritisierte Lager zu schließen. Der Kongress verweigerte dafür jedoch die finanziellen Mittel und blockierte die Verlegung von Guantanamo-Häftlingen in Gefängnisse in den USA.

Quelle: ntv.de, jog/AFP

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