Grüne Kandidatur-Debatte Fischer findet's "virtuell"
10.01.2002, 15:12 UhrJoschka Fischer gibt sich gewohnt trocken: Die Debatte um eine Spitzenkandidatur für die bevorstehende Bundestagswahl bei den Grünen fände er "ziemlich virtuell", sagte der Bundesaußenminister am Rand der Klausurtagung seiner Fraktion im sächsischen Wörlitz. Er wolle an vorderster Stelle für die Grünen in den Wahlkampf ziehen, egal ob als offizieller Spitzenkandidat oder nicht.
"Ich lege Wert auf ein gutes Wahlergebnis", erklärte Fischer, und fügte im Hinblick auf die Frage der Spitzenkandidatur hinzu: "Ich wüßte nicht, was sich für mich ändert." Zuvor hatte Grünen-Fraktionschef Rezzo Schlauch zur Positionierung seiner Partei empfohlen: "Die Besten von uns sollen den Wahlkampf führen."
Topthemen Arbeit und Gentechnik
Inhaltlich steht das traditionelle Treffen der Grünen-Bundestagsfraktion im sächsischen Wörlitz in diesem Jahr ganz im Zeichen der Arbeitsmarktpolitik. Die Grünen legten ein Acht-Punkte-Sofortprogramm vor, in dem unter anderem ein umfassendes Kombilohn-Modell angeregt wird. Insgesamt will die Partei 1,5 Mrd. Euro in ein Sofortprogramm zur Jobförderung investieren.
Zum Auftakt befassten sich die Grünen in Wörlitz jedoch zunächst mit dem Thema Gentechnik. Dabei zeichnete sich ab, dass Teile der Partei inzwischen bereit sind, den umstrittenen Import embryonaler Stammzellen begrenzt zuzulassen. "Ein schlichtes Nein wird uns nicht dazu bringen, eine rechtsfeste und dauerhafte Position zu finden", sagte die ehemalige Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer.
Die Fraktion sei sich zwar darin einig, dass die Tötung von Embryonen zu Forschungszwecken verhindert werden müsse. Dennoch gebe es zwei unterschiedliche Positionen: Eine Gruppe in der Fraktion lehne die Stammzellen-Einfuhr unter allen Umständen ab. Eine andere Gruppe spreche sich dagegen für den Import unter strengen Auflagen aus.
Nach dem Abschluss der Klausurtagung wollen die Grünen ihre Ergebnisse am Freitag und am Samstag mit dem sozialdemokratischen Koalitionspartner besprechen. Rezzo Schlauch gibt sich zuversichtlich: "Wir hoffen, dass wir an dem einen oder anderen Punkt überzeugen können."
Quelle: ntv.de