Rebellen melden Angriffe in Damaskus Flughafen weiter heftig umkämpft
01.12.2012, 14:56 Uhr
Dieses Gebäude ist nach Angaben der Rebellen von einer Rakete der Regierungstruppen in der Nöhe von Damaskus zerstört worden.
(Foto: REUTERS)
In Syrien liefern sich Rebellen und Regierungstruppen weiter eine erbitterte Schlacht um den Flughafen von Damaskus. Offenbar lässt Assad weiter die angrenzenden Siedlungen bombardieren, wo sich die Aufständischen verschanzen. Die Regimegegner haben sich indessen auf die neue Lage ohne Telefon und Internet eingestellt.
Die syrische Luftwaffe hat nach Berichten von Bewohnern und der Opposition Stellungen der Rebellen im Großraum Damaskus angegriffen. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte bombardierten die Jets zwei Vororte der Hauptstadt. Sollten die Aufständischen dort ihre Stellungen halten, hätten sie ein vom Nordosten bis zum Südwesten reichendes Gebiet um Damaskus unter ihrer Kontrolle. Regierungseinheiten versuchten, das Gebiet zurückzuerobern und lieferten sich Kämpfe mit den Rebellen, erklärte die in Großbritannien ansässige Beobachtungsstelle.
Seit Donnerstag werden Gefechte vor allem aus zwei Vororten im Südosten von Damaskus gemeldet, die zum internationalen Flughafen führen. Dadurch ist dessen Zufahrtstraße unpassierbar. Das Staatsfernsehen verbreitete eine Erklärung, der Flughafen sei offen und die Zufahrt sicher. Oppositionelle erklärten hingegen, an der Straße werde weiter gekämpft.
Staatliche Linie fliegt noch
Die Fluggesellschaften EgyptAir und Emirates stellten Flüge von und nach Damaskus jedoch ein. Die meisten internationalen Fluglinien hatten den Flugverkehr schon zuvor unterbrochen. Im Libanon hieß es am internationalen Airport Beirut, dass nur noch die staatliche Syria Air im Einsatz sei.
Das Büro der staatlichen syrischen Luftlinie in Beirut bestätigte, dass der Flugplan auch weiterhin eingehalten werde. Ein Flug aus Damaskus sei am späten Freitagabend im Libanon gelandet. Der Geschäftsführer der syrischen Agentur für zivile Luftfahrt, Ghaidaa Abdullatif, rief nach Angaben des Staatsfernsehens alle internationalen Fluggesellschaften auf, die Flüge nach Damaskus wieder aufzunehmen, nachdem die Sicherheit auf der Straße zum Flughafen wieder hergestellt sei. Rebellen gaben derweil an, eine Regierungsmaschine bei Damaskus abgeschossen zu haben.
Rebellen für Telekommunikationsausfall gewappnet
Nach Angaben eines Sprechers der Vereinten Nationen gerieten auch am Freitag wieder UN-Soldaten, die auf den Golan-Höhen die Waffenstillstandslinie zwischen Syrien und Israel überwachen, auf dem Weg zum Flughafen unter Beschuss. Anders als am Tag zuvor habe es aber diesmal keine Verletzten gegeben.
Meldungen aus Syrien sind wegen der Medienblockade des Regimes von unabhängiger Seite nur schwer zu überprüfen. Über Tage war zudem fast überall das Internet und das Telefonnetz ausgefallen - die Verbindung zum Internet kam im Laufe des Tages jedoch wieder zurück. Wie die "New York Times" berichtete, haben sich die Rebellen schon seit Monaten auf ein solches Szenario vorbereitet und unter anderem Satelliten-Telefone ins Land geschmuggelt.
In Ägyptens Hauptstadt Kairo bereitet sich die syrische Nationale Koalition der Oppositionellen auf die Zeit nach dem Sturz von Präsident Baschar al-Assad vor. Wie aus Kreisen der Allianz verlautete, steht die Aufstellung einer Übergangsregierung unmittelbar bevor. Die Führung könnte demnach Riad Hidschab übernehmen, der sich im August nur zwei Monaten nach seiner Ernennung zum Regierungschef aus Syrien abgesetzt und der Opposition angeschlossen hatte.
Auch Rebellen töten Journalisten
Seit Beginn des Aufstands gegen Assad im März 2011 summiert sich die Zahl der Toten nach Angaben der UN auf 40 000. Hunderttausende sind geflohen. Im November sind nach Angaben von Aktivisten so viele Journalisten in dem Land getötet worden wie nicht zuvor seit Beginn des Aufstands gegen Assad. Es seien insgesamt 13 Reporter und Bürgerjournalisten getötet worden, teilte der den Aufständischen nahestehende Syrische Journalistenverband mit. "Dies ist ein klares Zeichen, dass Journalisten und andere Medienschaffende zunehmend zum Ziel der syrischen Regierungstruppen werden." Drei der Journalisten seien aber durch Aufständische getötet worden.
Unter den Getöteten war den Angaben zufolge Mustafa Kerman, der beim Filmen einer Protestkundgebung in der zweitgrößten Stadt Aleppo getötet wurde. Er wurde den Angaben zufolge dabei am 16. November Opfer eines Granatenangriffs der Armee. Einen Tag später wurde den Angaben zufolge der Medienaktivist Hassan Kaaka in Aleppo vom Militärgeheimdienst zu Tode gefoltert.
Dem Syrischen Journalistenverband zufolge wurden seit Beginn des Aufstandes gegen Assad vor 20 Monaten mehr als hundert Journalisten und Medienaktivisten getötet. Nach Angaben der internationalen Organisation Reporter ohne Grenzen starben 15 Journalisten und 41 Bürgerjournalisten in Verbindung mit ihrer Arbeit.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP/rts