Politik

Streit zwischen Türkei und Russland Flugzeug hatte Munition an Bord

Syrien verlangt jetzt die Rückgabe der Luftfracht.

Syrien verlangt jetzt die Rückgabe der Luftfracht.

(Foto: dpa)

Die Türkei verhindert mit der erzwungenen Landung eines Passagierjets aus Moskau nach eigenen Angaben eine Waffenlieferung nach Syrien. Das Flugzeug habe Munition eines russischen Herstellers an Bord gehabt. Die Lieferung sei für das Verteidigungsministerium in Damaskus bestimmt gewesen. Die russische Seite hatte die Vorwürfe bislang bestritten.

Erdogan verurteilte das Vorgehen Russlands scharf.

Erdogan verurteilte das Vorgehen Russlands scharf.

(Foto: AP)

Die von der Türkei beschlagnahmte Fracht einer syrischen Passagiermaschine enthielt nach Angaben des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan "Munition" und militärische Ausrüstung. Ein russischer Rüstungshersteller habe dies an das Verteidigungsministerium in Damaskus schicken wollen, sagte Erdogan in Ankara.

Kampfflugzeuge hatten am Mittwoch den Airbus A-320 der syrischen Fluggesellschaft SyrianAir auf dem Weg von Moskau nach Damaskus zur Landung in Ankara gezwungen. Nach Angaben Ankaras wurde an Bord eine "illegale Ladung" entdeckt, die meldepflichtig gewesen sei. In türkischen Medienberichten hieß es, die Ermittler hätten rund 300 Kilogramm militärische Güter beschlagnahmt. Erdogan verurteilte den Transport von "militärischen Gütern" durch den türkischen Luftraum scharf.

Die Türkei hat sich bereits über das syrische Konsulat in Istanbul bei der syrischen Regierung wegen der Verletzung des türkischen Luftraums und wegen des Verstoßes gegen die Bestimmungen der internationalen Luftfahrt beschwert.

Putin sagt Türkei-Reise ab

Die russische Seite bestritt die Vorwürfe. Das Moskauer Außenministerium warf Ankara vor, das Leben der Passagiere gefährdet zu haben. "Wir sind besorgt, dass diese Notsituation das Leben und die Sicherheit der Passagiere gefährdet hat, unter denen 17 russische Bürger waren", erklärte das Außenministerium in Moskau. Zugleich sagte Kremlchef Wladimir Putin eine für Montag geplante Türkei-Reise ab, wie sein Sprecher Dmitri Peskow mitteilte. Nach offiziellen Angaben kann sich Putin wegen anderer Termine nicht mit Erdogan treffen. Die Zeitung "Wedomosti" zitierte indes einen Kremlbeamten mit den Worten, Putin wolle sich in dem eskalierenden Konflikt zwischen Damaskus und Ankara nicht auf eine Seite stellen.

Moskau versichert: Kein Waffenhandel

Vor dem Außenministerium hatte bereits ein Vertreter der russischen Behörde für Rüstungsexporte versichert, das Flugzeug habe keine Waffen oder Waffenteile transportiert. Wenn Russland Militärausrüstung oder Waffen an Syrien hätte liefern wollen, wäre dies gemäß den Regeln, nicht auf illegalem Wege geschehen und "vor allem nicht mit Zivilisten an Bord des Flugzeuges", sagte der Vertreter der Rüstungsexportbehörde der russischen Nachrichtenagentur Interfax. Er verwies darauf, dass Russland seine Militärkooperation mit seinem Verbündeten Syrien trotz des seit März 2011 andauernden Aufstands gegen Staatschef Baschar al-Assad nicht eingestellt hat.

Diplomatisches Gepäck durchsucht

Wie die Zeitung "Hürriyet" meldete, löste die Untersuchung der Fracht auf dem Flughafen von Ankara einen Streit zwischen türkischen Behördenvertretern und russischen Diplomaten aus. Die russischen Vertreter protestierten demnach gegen die Öffnung von Behältern, die als diplomatisches Gepäck deklariert und versiegelt waren. Die mutmaßlichen militärischen Güter seien in separaten Paketen innerhalb dieser Behälter gefunden worden.

Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu warf Russland indirekt vor, die syrische Führung mit Waffen zu beliefern und dafür Zivilflugzeuge zu missbrauchen. "Wir sind entschlossen, Waffenlieferungen an ein Regime zu kontrollieren, das solch brutale Massaker an der Zivilbevölkerung verübt", sagte Davutoglu.

Syrien kündigte inzwischen eine Beschwerde gegen die Türkei bei der internationalen Luftfahrtbehörde an und verlangte eine Rückgabe der Fracht. Der syrische Verkehrsminister Mahmud Said warf der Türkei "Luftpiraterie" vor. Das Abfangen eines syrischen Verkehrsflugzeugs durch die türkische Luftwaffe verletze internationale Verträge über die zivile Luftfahrt, zitierte der libanesische Sender Al-Manar den Minister.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP/rts

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