Politik

Assad hält Zehntausende fest Folter auch im Krankenhaus

Syrisches Soldaten an einem Checkpoint.

Syrisches Soldaten an einem Checkpoint.

(Foto: REUTERS)

Syriens Machthaber Assad hält einer Schätzung von Menschenrechtlern zufolge mehr als 30.000 politische Gegner fest. Sämtliche Fußballstadien des Landes seien Gefängnisse. Das Regime macht bei seinen Übergriffen selbst vor den Krankenhäusern nicht halt, berichtet Amnesty International.

Das syrische Regime geht nach Informationen von Amnesty International sogar in Krankenhäusern brutal gegen Oppositionelle vor. Die Menschenrechtsorganisation veröffentlichte einen Bericht, in dem vier staatlich betriebene Kliniken in Homs, Banias und Tel Kalach benannt werden, in denen politisch verdächtige Patienten vom medizinischen Personal gefoltert und misshandelt worden sein sollen.

Pro-Assad-Demonstranten vor der US-Botschaft in Damaskus.

Pro-Assad-Demonstranten vor der US-Botschaft in Damaskus.

(Foto: AP)

Menschen, die bei den Protesten von den Sicherheitskräften verletzt wurden, würden von Agenten der Geheimpolizei aus den Krankenbetten gezerrt und in Gefängnisse verschleppt. In anderen Fällen seien frisch versorgte Verwundete von Geheimdienst-Beamten und Schwestern zusammengeschlagen worden. Ärzte und Pfleger, die sich ernsthaft um die Verletzten kümmern, seien ihrerseits willkürlichen Verhaftungen und Misshandlungen durch die Geheimpolizei ausgesetzt. Der Bericht stützt sich auf die Aussagen zahlreicher Ärzte, die diese Praktiken beobachten konnten oder wegen ihrer korrekten Haltung zu den Patienten selbst verfolgt wurden.

Stadien als Gefängnisse

Zuvor hatte ein prominenter Menschenrechtler berichtet, die syrische Regierung halte mehr als 30.000 politische Gefangene fest. Präsident Baschar al-Assad habe sämtliche großen Fußballstadien des Landes in Gefängnisse umgewandelt, sagte Radwan Ziadeh vom Damaskus-Zentrum für Menschenrechtler. Das El Faihaa-Stadion in Damaskus, das Assad-Stadion in Latakia und das Hauptstadion in Daraa dienten zur Unterbringung Tausender Häftlinge.

Nach dem Scheitern einer Syrien-kritischen Resolution im UN-Sicherheitsrat Anfang Oktober seien die Gegner der Assad-Herrschaft verzweifelt und eher bereit, Waffen gegen die Sicherheitskräfte einzusetzen, schilderte Ziadeh. Die Resolution war am Veto Chinas und Russlands gescheitert. Westliche Regierungen kritisierten das Veto erneut.

Ruf um Hilfe

Der Syrische Nationalrat, ein Zusammenschluss von 140 syrischen Oppositionsgruppen und Protestkomitees, verlangt internationalen Schutz für die Zivilbevölkerung in Syrien. Die Organisation verweigere "jeden Dialog mit dem Regime (in Damaskus), solange es friedliche Protestkundgebungen mit militärischen Mitteln unterdrückt", hieß es in einer Erklärung, die der Nationalrat in Istanbul veröffentlichte. Er verlangte "unverzüglichen und ungehinderten Zugang für arabische und internationale Beobachter" als Voraussetzung dafür, dass sich die Welt ein angemessenes Bild über die Zustände in Syrien machen kann.

Die Erklärung erfolgte am Vorabend des geplanten Besuchs einer Delegation der Arabischen Liga in Damaskus. Die Abordnung unter Führung des Ministerpräsidenten von Katar, Scheich Hamad bin Dschasim al-Thani, soll am Mittwoch die Möglichkeiten für einen "nationalen Dialog" ausloten.

Beratungen über Sanktionen

Es sei "tragisch, dass Assads barbarische Taten kürzlich von diesem Rat mit Schweigen quittiert wurden", sagte die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Susan Rice. Der französische Botschafter Gérard Araud forderte China und Russland auf zu erklären, "welche konkreten Taten sie vorschlagen, um dieses Blutbad zu beenden".

Der im US-Finanzministerium für die Terrorabwehr zuständige Spitzenbeamte David Cohen will mit Vertretern der Regierungen in London, Berlin, Paris und Rom über mögliche Sanktionen gegen Syrien sprechen. Der Botschafter der USA hatte zuvor die Hauptstadt Damaskus wegen wiederholter Angriffe gegen sich verlassen - auf unbestimmte Zeit, wie es hieß. Nur wenige Stunden später zog Syrien seinerseits den Botschafter aus den USA zu "Konsultationen" nach Damaskus ab.

Seit Mitte März gehen in Syrien fast täglich Menschen gegen die Führung Assads auf die Straße. Die Staatsmacht geht mit aller Härte gegen die Demonstranten vor. Nach UN-Angaben kamen seit Beginn der Proteste mehr als 3000 Menschen ums Leben, die meisten von ihnen Zivilisten.

Quelle: ntv.de, dpa

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