Politik

Krawalle und Verkehrschaos Frankreich setzt Krisenstab ein

In Frankreich verschärfen sich die Proteste gegen die bevorstehende Anhebung des Rentenalters. Verkehrsblockaden brennen, Jugendliche liefern sich Straßenschlachten mit der Polizei. In Paris fallen bis zu 50 Prozent der Flüge aus. In Belgien blockieren LKW-Fahrer wichtige Verkehrsachsen. In einem AKW streikt die Belegschaft.

Die gewaltsame Proteste gehen weiter, wie hier in Nanterre bei Paris.

Die gewaltsame Proteste gehen weiter, wie hier in Nanterre bei Paris.

(Foto: AP)

Die seit einer Woche andauernde Protestbewegung gegen die französische Rentenreform gewinnt weiter an Schärfe. Wegen der Krawalle in diversen Städten des Landes hat die Regierung einen Krisenstab eingesetzt. Er soll die Energieversorgung des Landes sichern. In allen zwölf Ölraffinerien Frankreichs setzten die Arbeiter ihren Streik den siebten Tag in Folge fort. "Solange sich die Regierung nicht bewegt, bewegen wir uns auch nicht", sagte ein Gewerkschaftsvertreter. Mehr als 1000 Tankstellen ist angesichts blockierter Raffinerien und Treibstoffdepots der Sprit ausgegangen. Verspätungen und Flugausfälle gibt es auch auf dem wichtigsten Pariser Luftverkehrs-Drehkreuz, am Airport Charles de Gaulle. Dort sorgen streikende Mitarbeiter von Treibstoff-Firmen für Behinderungen.

Auf den Flughäfen des Landes werden an diesem Dienstag nach Behördenangaben etwa ein Drittel aller Flüge ausfallen. Auf dem zweitgrößten Pariser Airport Orly dürfte sogar die Hälfte der Flüge gestrichen werden. Im ganzen Land sind Protest-Kundgebungen geplant. Mittlerweile haben die Proteste auch die Energieversorger erreicht. Die Belegschaft des nordfranzösischen Atomkraftwerks Flamanville stimmte für einen 48-stündigen Ausstand, so dass sich die Leistung der 1300-Megawatt-Anlage halbieren wird. Nach Angaben des Stromkonzerns EdF sei jedoch kaum mit einer spürbaren Auswirkung bei den Verbrauchern zu rechnen.

In mehreren Städten kommt es zu Ausschreitungen.

In mehreren Städten kommt es zu Ausschreitungen.

(Foto: AP)

Krawalle gab es in Städten wie Paris, Bordeaux, Lyon oder Lille durch Jugendliche, die Schulen blockierten oder Schaufenster und Autoscheiben demolierten. Mehrere Autos gingen in Flammen auf. Die Polizei setzte Tränengas ein und nahm mehrere Jugendliche fest. Die Gewerkschaften planen eine weitere Ausweitung der Proteste. Sie richten sich gegen Pläne der Regierung, das Renteneintrittsalter von 60 auf 62 Jahre anzuheben. Der Gesetzentwurf soll am Mittwoch durch den Senat gehen, am Freitag könnte Präsident Nicolas Sarkozy ihn mit seiner Unterschrift in Kraft setzen.

Verkehrsblockaden in Belgien

Weiterhin gestört ist auch der Bahnverkehr. Etwa jeder zweite innerfranzösische Schnellzug (TGV) fällt vermutlich aus. Die Thalys-Züge von Paris nach Köln wurden ebenfalls gestrichen - allerdings wegen eines Streiks in Belgien. Mehrere Lastwagenfahrer blockierten mehrere Treibstoffdepots und behinderten den Verkehr auf wichtigen Verkehrsachsen. Auch Eurostar-Züge von Brüssel in Richtung London verkehrten nicht.

Belgien ist mehr als vier Monate nach der Parlamentswahl noch immer ohne Regierung. Die französischsprachigen wallonischen Parteien schlugen ein Koalitionsangebot der flämischen Separatistenpartei N-VA aus.

Hauptstreitpunkt in den Verhandlungen ist die Forderung der flämischen niederländischsprachigen Parteien nach größerer Autonomie in ihrem Landesteil. Das lehnen die wallonischen Parteien ab, weil sie darin den ersten Schritt zur Aufspaltung Belgiens sehen.

Quelle: ntv.de, rpe/dpa/AFP

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