Politik

UN-Militäreinsatz in Zentralafrika Frankreich will unverzüglich handeln

Séléka-Soldaten in Bangui.

Séléka-Soldaten in Bangui.

(Foto: AP)

Die 15 Mitglieder des Sicherheitsrates sprechen sich einstimmig für einen Militäreinsatz in der Zentralafrikanischen Republik aus. So soll ein Völkermord verhindert werden. Die frühere Kolonialmacht Frankreich verlegt sofort Truppen.

Angesichts der Gewalt in der Zentralafrikanischen Republik hat der UN-Sicherheitsrat einen ausgeweiteten Militäreinsatz in dem Krisenland beschlossen. Die 15 Mitglieder des Gremiums sprachen sich in New York einstimmig dafür aus, dass französische Truppen Einsatzkräfte der Afrikanischen Union (AU) unterstützen sollen. Frankreich will nun umgehend eingreifen. Die Hauptstadt Bangui wurde derweil von heftigen Gefechten erschüttert, bis zu hundert Menschen wurden getötet.

Das vom Sicherheitsrat beschlossene UN-Mandat umfasst 1200 französische und 3600 AU-Soldaten. Die französischen Soldaten erhalten dabei ausdrücklich das Recht, "alle notwendigen Maßnahmen" zur Unterstützung der AU-geführten Mission MISCA zu ergreifen. Zudem wird ein Waffenembargo verhängt.

Die Resolution sei notwendig geworden, weil in Zentralafrika die Gefahr eines Völkermords bestehe, sagte Frankreichs UN-Botschafter Gérard Araud. "Die Bevölkerung wird terrorisiert von Milizen, die die schrecklichsten Verbrechen begehen. Mord und Vergewaltigung sind an der Tagesordnung."

Paris handelt

Frankreichs Staatschef François Hollande rief umgehend sein Verteidigungskabinetts zusammen. Die frühere Kolonialmacht hatte bereits in den vergangenen Tagen Truppen und Material nach Zentralafrika verlegt, derzeit befinden sich rund 650 französische Soldaten in dem Land, die AU-geführte Mission MISCA zählt rund 2500 Streitkräfte.

Nach der Sitzung in Paris kündigte Hollande in einer kurzen Fernsehansprache eine "unverzügliche" Militäraktion seines Landes an. Die Zahl der derzeit vor Ort stationierten französischen Soldaten solle "in den nächsten Tagen, wenn nicht in den nächsten Stunden" verdoppelt werden, sagte er. Das britische Militär teilte in London mit, es erwäge logistische Unterstützung für Frankreich.

Auch die Europäische Union kündigte eine Unterstützung der Mission an. Es würden "verschiedene Möglichkeiten" geprüft, die "vor allem finanzieller Natur" seien, teilte der Sprecher des Auswärtigen Dienstes der EU, Michael Mann, in Brüssel mit. Laut EU-Diplomaten geht es um dutzende Millionen Euro.

Absolutes Chaos

In Zentralafrika herrschen Chaos und Gewalt, seit das vorwiegend muslimische Rebellenbündnis Séléka im März Staatschef François Bozizé stürzte. Übergangspräsident Michel Djotodia löste die Séléka später auf, die Gewalt hält aber unvermindert an.

Auch im Lauf des Tages gab es wieder heftige Gefechte. Verschiedene Korrespondenten zählten in einer Moschee von Bangui mehr als 50 Leichen, weitere 25 Tote lagen in umliegenden Straßen. Die Organisation Ärzte ohne Grenzen berichtete von mindestens zehn Getöteten und 65 Verletzten, die in Krankenhäuser eingeliefert worden seien. Djotodia weitete die bereits geltende Ausgangssperre aus, die fortan zwischen 18.00 und 06.00 Uhr gilt.

Erst vor zwei Tagen waren bei einem Massaker hundert Kilometer nördlich von Bangui mindestens zwölf muslimische Viehzüchter mit Buschmessern getötet und zehn Kinder verletzt worden. Die Bluttat soll von vor allem aus Christen zusammengestellten Milizen verübt worden sein. Diese sogenannten Anti-Balaka-Milizen entstanden als Reaktion auf Übergriffe bewaffneter Gruppen, die aus Séléka hervorgingen.

Die Kämpfe in Zentralafrika stürzen immer mehr Bewohner in Not und Elend. Inzwischen bräuchten 1,3 Millionen Menschen "dringend Nahrungsmittelhilfe", erklärte die Welternährungsorganisation in Rom. Das sind mehr als ein Viertel aller Einwohner des Landes.

Quelle: ntv.de, sba/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen