Die Demontage des Bo Xilai Frau Gu droht die Todesstrafe
09.08.2012, 11:52 Uhr
Der Prozess gegen Gu Kailai dauerte nur wenige Stunden.
(Foto: REUTERS)
Korruption, Mord und Gerüchte über einen Staatsstreich - die Geschichte des gestürzten chinesischen Spitzenpolitikers Bo Xilai liest sich wie das Drehbuch für einen James-Bond-Streifen. Nur geht es im Fall des geschassten Politstars tatsächlich um Leben und Tod.
Bo Xilai galt lange als aussichtsreicher Kandidat für einen Sitz im Ständigen Ausschuss des Politbüros, dem mächtigsten Gremium der Volksrepublik China. Doch nun, wenige Monate vor der Neuwahl der neunköpfigen Führungsspitze des Riesenreiches, scheint Bos Karriere beendet. Mehr noch: Die Existenz seiner Familie steht auf dem Spiel.
Der Fall Bo ist ein Politikum und Quell etlicher Verschwörungstheorien. Die jüngste Episode: Bos Frau, Gu Kailai, muss sich vor Gericht wegen Mordes verantworten. Seinen Anfang nahm der Krimi um den gescheiterten Politstar allerdings schon im März.
Damals verlor Bo sein Amt als Chef der Kommunistischen Partei in Chongqing. Kurz darauf schloss ihn die Führung auch aus dem Politbüro aus. Gerüchte über Putschversuche machten die Runde. Dass ein aufstrebender Politiker wie Bo derart geschasst wurde, ließ einen Richtungsstreit in der Führungsspitze des Staates erahnen. Bo stand für den Kurs der "Neuen Linken" in China. Eine Strömung, die zwar die Marktwirtschaft nicht grundsätzlich ablehnt, den zusehends marktliberalen Kurs Chinas aber wegen seiner sozialen Ungerechtigkeit kritisiert.
Bo beging angeblich "schwere Disziplinarvergehen"
Auch die Gründe für Bos Sturz befeuerten derartige Gerüchte. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua warf man ihm "schwere Disziplinarvergehen" vor, ein Ausdruck, der in China in der Regel in Zusammenhang mit Korruptionsdelikten Verwendung findet. Ausgerechnet Bo war allerdings dafür bekannt, in Chongqing mit aller Härte gegen Bestechung vorzugehen.
Am Tag, als er seinen Sitz im Politbüro verlor, leitete die Polizei dann noch jene Ermittlungen gegen seine Frau ein, die nun mit der Anklage vor Gericht ihren vorläufigen Höhepunkt finden: Gu Kailai soll zusammen mit ihrem Hausangestellten für den Gift-Mord an dem britischen Geschäftsmann Neil Heywood im November des vergangenen Jahres verantwortlich sein. Angeblich weil Gu Kailai und ihr Sohn mit ihm geschäftlich im Streit lagen.
Die Staatsmedien nannten das Verfahren einen Test für die Rechtsstaatlichkeit Chinas. Kritiker sprachen dagegen von einem politischen Schauprozess. Manch einer gar von einem Werkzeug für die Demontage eines Mannes, der dem inneren Führungszirkel im Wege stand.
Die Verhandlung gegen Bos Frau begann unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen und unter Ausschluss der Öffentlichkeit in der ostchinesischen Stadt Hefei. Sie sollte nur einen Tag dauern und war dann tätsächlich auch nach wenigen Stunden vorüber. Nach Angaben eines Vertreters des Gerichts, weil die Verteidigung der Anklage nicht widersprach. Gus Verteidigung war von der Justizbehörde gestellt worden.
Machtwechsel schreitet konfliktfrei voran
Der 53-Jährigen droht die Todesstrafe. Das Urteil verkündete das Gericht aber noch nicht. Prozessbeobachter gehen davon aus, dass es Gu Kailai des Mordes schuldig spricht, ihr die Todesstrafe aber erspart.
Der anstehende Machtwechsel an der Staatsspitze vollzieht sich derweil offenbar konfliktfrei - jetzt ganz ohne Richtungsstreit. Es gilt als sicher, dass Vize-Präsident Xi Jinping im Herbst die Staatsführung von Präsident Hu Jintao übernehmen soll. Als künftiger Ministerpräsident ist der derzeitige Vize-Regierungschef Li Keqiang im Gespräch.
Quelle: ntv.de, ieh/dpa/AFP