Politik

Bettina Wulff sagt vor Landgericht Hannover aus Freundschaft führt zu Freispruch

Kaum zu glauben: Seit fast einem Jahr leben Bettina und Christian Wulff getrennt.

Kaum zu glauben: Seit fast einem Jahr leben Bettina und Christian Wulff getrennt.

(Foto: REUTERS)

Wer ist wie gut mit wem befreundet? Auf diesem Niveau wird vor dem Landgericht Hannover über die Schuld oder Unschuld von Ex-Bundespräsident Wulff verhandelt. Jüngste Zeugin: Bettina Wulff. Ihre Aussage dürfte dem Angeklagten helfen.

Mehr als zwanzig Termine waren ursprünglich für den Prozess gegen den früheren Bundespräsidenten Christian Wulff und seinen Freund, den Filmproduzenten David Groenewold, angesetzt. Anfang April hätte das Urteil im Saal 127 des Landgerichts Hannover gesprochen werden sollen. Jetzt sieht es so aus, als könne das Verfahren deutlich früher enden.

Bereits vor einer Woche hat Richter Frank Rosenow ein Zwischenfazit angekündigt. Was das genau bedeuten könnte, erklärte er nicht.

Doch die Signale sprechen für sich. An Bettina Wulff, die an diesem Donnerstag aussagte, hatte die Staatsanwaltschaft, die so selbstbewusst in den Prozess gestartet war, kaum Fragen. Bettina Wulff bestätigte, was längst klar ist: dass ihr Mann und Groenewold gut befreundet sind. "Wichtig ist, dass es ein Geben und Nehmen ist. Ich denke, das hat sich die Waage gehalten", sagte sie über die Einladungen. Erst am Mittwoch hatten zwei Personenschützer des früheren Bundespräsidenten ausgesagt, dass Wulff und Groenewold eine "gute Freundschaft" verbinde.

Prozess "wahrscheinlich" bald beendet

So albern es klingt: Ob Wulff und Groenewold befreundet sind, ist eine Schlüsselfrage des Prozesses. Groenewold hatte Wulff 2008 zum Oktoberfest eingeladen. Den "Vermögensvorteil", der Wulff so entstand, schätzte die Staatsanwaltschaft auf 720 Euro. Sie klagte Groenewold daher wegen Bestechung und Wulff wegen Bestechlichkeit an; das Landgericht reduzierte die Vorwürfe auf Vorteilsgewährung und Vorteilsannahme.

Die Anklage nimmt an, dass Groenewold sich von der Einladung geschäftliche Vorteile versprach. Wenn man jedoch davon ausgeht, dass Wulff und Groenewold gut befreundet sind, wäre eine solche Interpretation kaum haltbar.

Die Gerichtsreporterin des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel", Gisela Friedrichsen, hält es daher für "sehr wahrscheinlich", dass der Prozess in der kommenden Woche bereits zu Ende ist. Über die Aussage von Bettina Wulff sagte Friedrichsen bei n-tv, diese habe "beiden Angeklagten ein ganzes Stück weitergeholfen". Bettina Wulff sei "sehr überzeugend" und "sehr glaubwürdig" gewesen. Sie habe "die tiefe Freundschaft" zwischen ihrem Mann und Groenewold beschrieben.

Unter anderem erzählte Bettina Wulff vor Gericht, dass Groenewold sie nach der Geburt ihres Sohnes im Krankenhaus besucht und "eine wunderbare Rede" bei ihrer Hochzeit gehalten habe. Außerdem schilderte sie Wulffs unorthodoxen Umgang mit Geld: Er habe eine "Aversion" gegen Kreditkarten und normalerweise bar bezahlt. Sein Geld trage er lose in der Hosentasche: "Er hat überhaupt kein Portemonnaie."

"Wir sehen uns regelmäßig"

Nebenaspekte spielten beim Auftritt von Bettina Wulff ebenfalls eine Rolle. Richter Rosenow fragte sie etwa nach ihrem Verhältnis zu ihrem Mann, von dem sie mittlerweile getrennt lebt. "Wir haben ein sehr freundschaftliches Verhältnis, wir sehen uns regelmäßig und telefonieren", antwortete Bettina Wulff. Christian und Bettina Wulff haben einen gemeinsamen Sohn im Alter von fünf Jahren. Vor dem Prozess begrüßten die beiden sich sehr freundschaftlich.

Schon jetzt hat der Prozess gezeigt, dass die Justiz nicht für alle Verfehlungen das geeignete Sanktionsorgan ist. Ein Freispruch würde Wulff bestätigen, dass er sich "stets rechtlich korrekt verhalten" hat, wie er bei seiner Rücktrittserklärung gesagt hatte. Sein erklärtes Ziel in diesem Verfahren ist es, seinen guten Ruf wiederherzustellen.

Quelle: ntv.de

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