Mord im Gazastreifen Friedensaktivist erstickt
15.04.2011, 09:40 UhrEin im Gazastreifen von mutmaßlichen Islamisten entführter Italiener ist tot. Die Leiche von Vittorio Arrigoni wird gefunden, nachdem Sicherheitskräfte das Versteck der Entführer gestürmt haben.
Radikale Islamisten haben im Gazastreifen einen Italiener entführt und ihn kurze Zeit später getötet. Die Leiche des Mannes sei in der Nacht auf einer Straße in Gaza gefunden worden, teilte ein Sprecher der Sicherheitskräfte der ebenfalls radikalislamischen Hamas mit. Der pro-palästinensische Friedensaktivist war von einer bislang unbekannten Gruppe von Salafisten verschleppt worden.
Den Angaben zufolge wurde der Italiener erstickt. Zwei seiner mutmaßlichen Entführer seien festgenommen worden. Der Journalist und Schriftsteller Vittorio Arrigoni, engagierte sich für die pro-palästinensische Internationale Solidaritätsbewegung (ISM). Es war die erste Entführung eines Ausländers im Gazastreifen seit vier Jahren.
In einem auf Youtube veröffentlichten Video hatten die Geiselnehmer zuvor mit der Ermordung des Italieners gedroht, sollte ihre Forderung nach Freilassung von mehreren im Gazastreifen inhaftierten Salafisten nicht erfüllt werden. Sie setzten der verfeindeten Hamas-Führung unter Ismail Hanija dafür eine Frist bis Freitag 16.00 Uhr MESZ.
"Abscheuliche Gewalt"
Das italienische Außenministerium erklärte, es verurteile die "Tat abscheulicher und sinnloser Gewalt auf das Schärfste", die von "gegenüber dem Wert des menschlichen Lebens gleichgültigen Extremisten" verübt worden sei. Das Ministerium erinnerte daran, dass sich das Opfer seit langem im Nahen Osten aufhielt, um über die Lage der Palästinenser im Gazastreifen zu berichten.
Ein Sprecher der Hamas-Regierung im Gazastreifen verurteilte die "abscheuliche" Tat. Die restlichen Mitglieder der Gruppe würden aufgespürt und zur Verantwortung gezogen, sagte er im Fernsehen. Die palästinensische Autonomiebehörde im Westjordanland hatte bereits zuvor die Entführung verurteilt. "Diese Tat hilft der Sache des palästinensischen Volkes nicht - im Gegenteil, sie schadet ihr", hieß es in einer Erklärung aus Ramallah.
Im Gazastreifen, den die radikalislamische Hamas seit 2007 kontrolliert, gibt es fünf größere Salafistengruppen, die alle für eine strenge Form des sunnitischen Islam eintreten. Sie sind mit der Hamas verfeindet. Eine Gruppe von Salafisten hatte 2007 den BBC-Reporter Alan Johnston entführt. Die Hamas half bei der Befreiung des Journalisten nach viermonatiger Gefangenschaft.
Als ein Salafist bei einer Predigt in Rafah 2009 zur Schaffung eines islamistischen "Emirats" im Gazastreifen aufrief, stürmten Sicherheitskräfte der Hamas die Moschee. Bei den gewalttätigen Auseinandersetzungen starben 24 Menschen.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa