Stasi-Spitzel im Kanzleramt Frühe Warnung vor Guillaume
04.03.2013, 00:12 Uhr
Günter Guillaume und Bundeskanzler Willy Brandt auf einer Reise in Schleswig-Holstein 1973.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Der Bundesnachrichtendienst hatte den DDR-Spion Günter Guillaume offenbar schon lange vor dessen Enttarnung unter Kanzler Willy Brandt (SPD) 1974 im Visier. Bereits 1954 berichtete ein BND-Mann dem Dienst, Guillaume solle für den Ost-Berliner Verlag "Volk und Wissen" in die Bundesrepublik reisen, um "Einfluss in Verlage, Druckereien und Personen zu gewinnen" und sie dann im Interesse der DDR zu "infiltrieren", berichtet der "Spiegel" unter Berufung auf BND-Unterlagen.
Mit Reisen dieser Art habe die Stasi Agenten auf einen Einsatz vorbereitet. Der BND-Mann, ein ehemaliger Wehrmachtsunteroffizier, arbeitete laut "Spiegel" in demselben Verlag. Der Mann arbeitete als "Fachredakteur und Textil-Ingenieur" gemeinsam mit Guillaume in dem Verlag. Beim BND galt der Mann, der als Unterquelle V-12 911.46 geführt wurde, als "ausgesprochener Idealist". Er hatte bereits "brauchbare und zutreffende" berichte über die ostdeutsche Textilproduktion und die Versorgung der sowjetischen Streitkräfte geliefert.
Die DDR schickte Guillaume und seine Frau 1956 auf Dauer in die Bundesrepublik. Dort stieg er zunächst in der SPD auf, 1969 bewarb er sich beim Kanzleramt. Den Angaben zufolge warnte der BND damals vergeblich vor Guillaume. 1974 trat Brandt zurück, nachdem sein Referent Guillaume als Stasi-Agent enttarnt worden war.
Quelle: ntv.de, sba/AFP