Politik

Arabische Welt ohne Mubarak Für Obama beginnt Zitterpartie

18. August 2009: US-Präsident Barack Obama empfängt den damaligen ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak im Oval Office in Washington.

18. August 2009: US-Präsident Barack Obama empfängt den damaligen ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak im Oval Office in Washington.

(Foto: dpa)

Barack Obama hat beim Drama in Kairo nicht immer eine gute Figur gemacht. Die Supermacht wirkte zeitweise hilflos. Doch die Sorgen werden nicht weniger. Was wird jetzt aus Ägypten?

Obama verfolgt die Ereignisse in Ägypten am Fernsehschirm.

Obama verfolgt die Ereignisse in Ägypten am Fernsehschirm.

(Foto: AP)

Zuletzt verfolgte Barack Obama die dramatische Entwicklung in Ägypten im Fernsehen. Er verließ eigens das Oval Office, um die Bekanntgabe des Rücktritts von Husni Mubarak live mitzuerleben. Es war die erste echte außenpolitische Krise für Obama. Nicht immer wirkte er dabei wie ein gewiefter Krisenmanager. Zeitweise ließen Mubaraks Tricks ein Gefühl der Machtlosigkeit in Washington aufkommen - doch auch jetzt kann Obama nicht aufatmen. Bleibt Ägypten langfristig auf einem israel- und amerikafreundlichen Kurs? Und: Ist den Militärs zu trauen?

Obama zögert

Über Stunden zögerte Obama, vor die Öffentlichkeit zu treten. Stattdessen überließ er dies seinem Vize Joe Biden - dessen Gesicht nicht unbedingt reine Freude ausstrahlte. "Unumkehrbarer Wandel (...) in Richtung Demokratie", forderte Biden. Das klang beinahe wie eine Mahnung - ganz offenbar mit Blick auf den ersten Schritt der Militärs, das Parlament aufzulösen.

Jahrzehntelang hatten die USA Milliarden und Abermilliarden nach Ägypten gepumpt - doch in Zeiten der Krise zeigte sich, dass die Supermacht ohne echten Einfluss ist. Statt effektiv auf den besten Verbündeten im Nahen Osten einzuwirken und die Ereignisse mit zu gestalten, wirkte Obama streckenweise wie ein Außenstehender, der die Entwicklung staunend verfolgt.

4. Juni 2009: Mubarak empfängt Obama im Präsidentenpalast in Kairo.

4. Juni 2009: Mubarak empfängt Obama im Präsidentenpalast in Kairo.

(Foto: REUTERS)

Lediglich in der Anfangsphase des Umbruchs hatte Obama noch einen direkten Draht zu Mubarak. Mindestens zweimal soll er mit dem damaligen Präsidenten telefoniert haben, hieß es in Washington. Doch danach herrschte Schweigen. Auch Verteidigungsminister Robert Gates und Generalstabschef Mike Mullen sollen das letzte Mal vor einer Woche mit ihren ägyptischen Kollegen gesprochen haben. Lediglich Vizepräsident Joe Biden hielt mit Omar Suleiman Kontakt.

Nimbus der Supermacht zerschlagen

"Im Weißen Haus weicht die Frustration einem Gefühl der Machtlosigkeit", meinte das "Wall Street Journal" am Freitag, bevor die erlösende Nachricht über das Aus Mubaraks um die Welt ging.

Noch einen Schritt weiter geht Steven Clemons, Gründer des Instituts American Strategy Program at the New America Foundation: "Der Nimbus des Status der amerikanischen Supermacht ist zerschlagen."

Allerdings: Die Lage konnte komplizierter nicht sein. Von Anfang an waren die USA in einem Dilemma, bei dem es keinen wirklich guten Ausweg gab. Einerseits wollte der Friedensnobelpreisträger auf der Seite des aufgebrachten Volkes stehen, andererseits lähmte die Angst, dass nach Mubarak im größten arabischen Land die Muslimbruderschaft zur bestimmenden Kraft werden könnte.

Wo brennt es als nächstes?

Experten warnten: Eine neue ägyptische Führung werde kaum derart amerika- und israelfreundlich sein wie das Regime Mubarak. Entsprechend delikat war der Balanceakt: Obama verlangte zwar einen raschen Übergang zu Demokratie und Freiheit, doch zugleich vermied er es, ausdrücklich Mubaraks Rücktritt zu fordern.

Unter allen Umständen wollte Obama den Eindruck vermeiden, die USA dränge ihren besten Freund in der Pulverfassregion Nahost ins Aus - Insider warnten, dass das verheerende Folgewirkungen bei anderen arabischen Verbündeten wie Jordanien und Saudi-Arabien haben könnte. Denn nach wie vor grassiert in Washington die Furcht vor einem Flächenbrand in Nahost: Zuerst Tunesien, dann Ägypten. Wo brennt es als nächstes?

Quelle: ntv.de, Peer Meinert, dpa

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