"Zeit des Wegschauens ist vorbei" Gabriel warnt Saudi-Arabien
06.12.2015, 04:23 Uhr
Gabriel bei seinem Besuch in Saudi-Arabien im März 2015 mit König Salman bin Abdelasis al-Saud: Die Tonlage hat sich geändert.
(Foto: picture alliance / dpa)
Sunnitischer Wahabismus ist nicht nur saudische Staatsreligion, sondern auch eine der fundamentalistischsten islamischen Strömungen. Vor ihrem Export nach Deutschland warnt nun der Bundeswirtschaftsminister.
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel hat Saudi-Arabien davor gewarnt, religiösen Extremismus in Deutschland zu unterstützen. "Aus Saudi-Arabien werden überall in der Welt wahabitische Moscheen finanziert. Aus diesen Gemeinden kommen in Deutschland viele islamistische Gefährder", sagte der SPD-Chef der "Bild am Sonntag". Man sei zur Lösung der regionalen Konflikte zwar auf Saudi-Arabien angewiesen. "Wir müssen den Saudis aber zugleich klarmachen, dass die Zeit des Wegschauens vorbei ist."
Gegen radikale Moscheen in Deutschland fordert Gabriel ein hartes Vorgehen: "Dieser radikale Fundamentalismus, der sich in salafistischen Moscheen abspielt, ist nicht minder gefährlich als der Rechtsradikalismus", sagte er. Der Staat müsse eingreifen, sobald zu Gewalt und Menschenhass aufgerufen werde. "Wir müssen bei den Salafisten den gleichen Maßstab anlegen wie bei rechtsradikalen Gewalttätern."
SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann warnte derweil vor der Ausbreitung des Wahabismus in Deutschland. Mit Blick auf eine mögliche Finanzierung von Moscheen durch Saudi-Arabien sagte er, er halte "eine genaue Beobachtung dieser Bestrebungen durch den Verfassungsschutz" für notwendig. Der Wahabismus liefere unter anderem die "komplette Ideologie" für die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und trage auch in anderen Ländern zur Radikalisierung moderater Muslime bei, so der SPD-Politiker. "So etwas brauchen und wollen wir in Deutschland nicht." In Saudi-Arabien ist der sunnitische Wahabismus Staatsreligion.
Quelle: ntv.de, jve/dpa