Politik

"Wie Heuschrecken über Europa" Gaddafi droht mit Angriffskrieg

Muammar al-Gaddafi - noch 2009 durfte er vor der UN-Vollversammlung sprechen.

Muammar al-Gaddafi - noch 2009 durfte er vor der UN-Vollversammlung sprechen.

(Foto: dpa)

Während die NATO Angriffe auf Libyen fliegt, um Gaddafi aus dem Amt zu jagen, droht der Machthaber mit Vergeltung. "Wie die Heuschrecken" würden die Libyer über Europa herfallen und "eure Häuser, Büros, Familien" angreifen, sagt er in einer Audio-Botschaft. Die Forderung Gaddafis: Die NATO soll sich zurückziehen. Die USA nehmen die Ankündigung ernst.

Der libysche Machthaber Muammar al-Gaddafi hat in einer Rede an Tausende seiner Anhänger damit gedroht, den Krieg nach Europa zu tragen. Sollte die Nato ihre Angriffe nicht einstellen, dann könnten die Libyer wie Heuschrecken über Europa herfallen. Die Nato bombardiert unterdessen weiter Ziele in Tripolis.

"Eure Häuser, Büros, Familien würden legitime militärische Ziele werden, so wie Ihr unsere Häuser angegriffen habt", zitierte die britische BBC den libyschen Machthaber. Wenn sich die Nato nicht zurückziehe, werde das großartige libysche Volk den Staaten des Bündnisses eine "Katastrophe" bescheren, drohte er weiter in einer Audio-Botschaft an Pro-Gaddafi-Demonstranten, die sich auf dem Grünen Platz in Tripolis versammelt hatten. Der BBC-Reporter sprach von einer der größten Kundgebungen in Tripolis seit langem.

USA alarmiert

Die Vereinigten Staaten nehmen die Drohung ernst.

Die Vereinigten Staaten nehmen die Drohung ernst.

(Foto: picture alliance / dpa)

In Washington erklärte der Sprecher des Außenministeriums, Mark Toner, die USA würden die Drohungen ernst nehmen. Gaddafi sei sicher jemand, der diese Drohungen umsetzen könne, zitierte ihn der Nachrichtensender CNN. Das mache ihn so gefährlich. Allerdings neige der libysche Machthaber auch zu rhetorischen Übertreibungen.

Den italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi und den französischen Präsidenten Nicholas Sarkozy bezeichnete Gaddafi in seiner teils wirren Rede jeweils als "mein armer Freund". US-Präsident Barack Obama nannte er "meinen Sohn". "Oh Welt, höre die Stimme des freien Volkes", rief Gaddafi. Er sagte: "Dies ist ein historischer Tag."

Zerstörte Ziele in Westlibyen

Die NATO setzte derweil ihre Angriffe auf die libysche Hauptstadt Tripolis fort. Wie die Militärallianz auf ihrer Internetseite mitteilte, erhöhte sie in den vergangenen Tagen mit Angriffen auf Ziele in Westlibyen weiter den Druck auf das Regime. Seit dem 27. Juni seien mehr als 50 militärische Ziele in dieser Region zerstört worden, hieß es.

Die libyschen Aufständischen, die im Juni von Frankreich Waffen per Fallschirm geliefert bekommen hatten, sprechen seit Wochen von Plänen für einen Vormarsch bis zur Hauptstadt Tripolis. Der Internationale Strafgerichtshof hat gegen Gaddafi, seinen Sohn Saif al-Islam und den Geheimdienstchef Haftbefehle erlassen.

AU vermittelt

Bieten Hilfe an: Südafrikas Präsident Jacob Zuma, rechts unten, und die Afrikanische Union.

Bieten Hilfe an: Südafrikas Präsident Jacob Zuma, rechts unten, und die Afrikanische Union.

(Foto: dpa)

Die Afrikanische Union hat indes den libyschen Konfliktparteien auf nationaler Ebene Friedensgespräche angeboten. Die Gemeinschaft sei bereit, in Verhandlungen über einen Waffenstillstand und den Übergang zu einer demokratischen Regierung als Gastgeber aufzutreten, teilten die Staats- und Regierungschefs der AU mit. Die Erklärung ließ offen, ob es in der Zukunft Libyens eine Rolle für Gaddafi geben soll. Die vom Westen unterstützten Rebellen machen bislang eine Ablösung des Machthabers zur Bedingung für ein Ende ihres Kampfes.

Ziel der Gespräche seien eine Übergangsregierung und Wahlen, hieß es. Der Vorschlag wurde den Konfliktparteien bei dem Gipfeltreffen in Äquatorialguinea unterbreitet. Beide Seiten waren dort mit einer Delegation vertreten, reagierten zunächst aber nicht auf den Vorschlag. "Wir werden sehr bald Gespräche in Addis Abeba beginnen", erklärte der südafrikanische Präsident Jacob Zuma. Die Hauptstadt von Äthiopien ist der Sitz der AU, die nach dem Vorbild der Europäischen Union gebildet wurde.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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