Politik

Neue Proteste nach Freitagsgebet Gaddafi schickt Sohn nach Bengasi

Gaddafi mobilisiert seine Anhänger und schickt seinen Sohn an die Front.

Gaddafi mobilisiert seine Anhänger und schickt seinen Sohn an die Front.

(Foto: dpa)

Nach einem Tag blutiger Unruhen in mehreren Städten Libyens will Staatschef Gaddafi einen seiner Söhne ins Zentrum des Aufstandes schicken. Al-Saadi al-Gaddafi, der international bisher vor allem als Spieler bei italienischen Fußballvereinen aufgefallen war, soll nach Bengasi umziehen. Die Opposition ruft zu neuen Demonstrationen nach den Freitagsgebeten auf.

Im libyschen Bengasi haben erneut tausende Demonstranten gegen Staatschef Muammar al-Gaddafi demonstriert. Augenzeugen zufolge patrouillierten Soldaten in den Straßen der zweitgrößten Stadt des Landes. Aktivisten verbreiteten im Internet einen Aufruf für Proteste gegen Gaddafi, die nach dem Freitagsgebet beginnen sollten.

Besser, man lässt sich dabei nicht fotografieren: "Gaddafi, Schlächter von Libyen."

Besser, man lässt sich dabei nicht fotografieren: "Gaddafi, Schlächter von Libyen."

(Foto: REUTERS)

In Bengasi und andernorts sollen mehrere Regierungsgegner beigesetzt werden, die am Donnerstag bei heftigen Auseinandersetzungen mit den Sicherheitskräften getötet wurden. In der nahe gelegenen Stadt Al Bayda trugen die Menschen BBC zufolge Zelte auf die Straßen, um dort ein Lager zu errichten. In dieser Stadt im Osten des Landes hatte es die schwersten Zusammenstöße gegeben. Das Personal des dortigen Krankenhauses habe zusätzliches Material angefordert, nachdem rund 70 mit Schusswunden verletzte Demonstranten eingeliefert worden seien, teilte die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch mit. Einem Patienten zufolge töteten die Sicherheitskräfte durch den Einsatz scharfer Munition 16 Menschen. In Bengasi sollen demnach mit Messern bewaffnete Männer in Zivil unter den Sicherheitskräften gewesen sein.

Gaddafi-Denkmal niedergerissen

Nach Angaben aus Oppositionskreisen waren am Vortag landesweit etwa 45 Menschen von den Sicherheitskräften getötet worden. Auf Amateurvideos, die von Demonstranten ins Netz gestellt wurden, waren mehrere Leichen junger Männer zu sehen. Andere Aufnahmen zeigten Hunderte Demonstranten, die in der Mittelmeerstadt Tobruk ein Denkmal für das von Gaddafi verfasste "Grüne Buch" niederrissen, in dem der Revolutionsführer einst sein politisches Programm formuliert hatte.

Nach dem Vorbild anderer arabischer Staaten gehen in Libyen seit Dienstagabend die Menschen gegen Gaddafi auf die Straße. Am Donnerstag demonstrierten hunderte Menschen in Al Bayda, Bengasi, Senten, Derna und Ajdabija.

Offizielle Fotos aus Libyen zeigen nur Gaddafis Anhänger beim Jubeln.

Offizielle Fotos aus Libyen zeigen nur Gaddafis Anhänger beim Jubeln.

(Foto: AP)

Der Sender CNN zeigte Bilder des staatlichen libyschen Fernsehens, die öffentliche Unterstützung für Gaddafi zeigen sollten. Dort waren Regierungsanhänger in Tripolis zu sehen. Einige von ihnen umringten die Limousine des Staatschefs, die sich einen Weg durch die Hauptstadt bahnte. Am Straßenrand standen Menschen mit Gaddafi-Porträts.

Gaddafi ist bereits seit mehr als 40 Jahren an der Macht. Viele Libyer beklagen Arbeitslosigkeit, Ungerechtigkeit und begrenzte politische Freiheiten. Gleichwohl halten Beobachter einen Volksaufstand wie im Nachbarland Ägypten für unwahrscheinlich. Denn die libysche Führung kann den Öl- und damit auch den Geldhahn aufdrehen und die meisten sozialen Probleme mildern.

Gaddafi-Sohn nach Bengasi

Gaddafi will nun einen seiner Söhne ins Zentrum des Aufstandes schicken. Die libysche Zeitung "Al-Watan" meldete, der 37 Jahre alte Al-Saadi al-Gaddafi, der international bisher vor allem als Spieler bei italienischen Fußballvereinen aufgefallen war, wolle nach Bengasi im Osten des Landes umziehen, um dort einen Aktionsplan zur Verbesserung der Infrastruktur umzusetzen. Bengasi ist eine Hochburg der Opposition.

Der Sohn des Revolutionsführers sagte der Zeitung: "Dabei wird sich keiner der bisherigen Verantwortlichen einmischen dürfen." Al-Saadi al-Gaddafi betonte, es gehe him darum, eine Aufgabe zu erledigen. Wer ihn kenne, wisse, dass er nicht nach Verantwortung strebe..

Quelle: ntv.de, AFP/dpa/rts

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