Zwei Exzentriker unter sich Gaddafi spielt Schach
13.06.2011, 07:32 Uhr
Schachmatt?
(Foto: REUTERS)
In Libyen fließt Blut - und Machthaber Gaddafi spielt in aller Ruhe Schach. Und zwar mit keinem Geringeren als Weltschachpräsident Iljumschinow. "Dabei hat Gaddafi betont, dass er Libyen nicht verlassen wird", erzählt der Russe, der auch schon mal Außerirdische getroffen hat.
Der russische Präsident des Weltschachverbands FIDE, Kirsan Iljumschinow, hat in Tripolis mit Machthaber Muammar al-Gaddafi eine Partie absolviert. Das libysche Staatsfernsehen zeigte Bilder des Treffens. "Dabei hat Gaddafi betont, dass er Libyen nicht verlassen wird", sagte Iljumschinow nach Angaben der Agentur Interfax. Der Diktator habe auch deutlich gemacht, dass er trotz der anhaltenden Gefechte mit Rebellen und der Luftangriffe durch NATO-Kampfflugzeuge weiterhin nicht an Rücktritt denke, sagte Iljumschinow der Agentur.
"Er hat gesagt: 'Ich bin weder Premier, noch Präsident, noch König. Ich habe kein Amt inne und kann demzufolge keins abgeben'", sagte Iljumschinow. Derzeit befinde er sich auf einer Rundreise durch Nordafrika, erzählte der FIDE-Chef.

Ein Wiedersehen beim "großen" Schachturnier am 1. Oktober ist wohl mehr als fraglich.
(Foto: REUTERS)
"Das Treffen dauerte zwei Stunden - aber nicht in irgendeinem Bunker, sondern in einem Bürogebäude der libyschen Hauptstadt", sagte Iljumschinow weiter. Auch mit Gaddafis ältestem Sohn Mohammed, der Libyens Nationales Olympisches Komitee (NOK) leitet, habe er in aller Ruhe eine Partie gespielt. Seinen Angaben zufolge will Iljumschinow am 1. Oktober ein "großes internationales Schachturnier" in Tripolis veranstalten.
Iljumschinow gilt als höchst exzentrisch. So hatte der 49-Jährige im russischen Staatsfernsehen von einem Besuch bei Außerirdischen erzählt. Zudem wollte er nahe des Ground Zero in New York ein Sportzentrum in Form von Schachfiguren bauen lassen. Von 1993 bis 2010 war Iljumschinow Oberhaupt der Republik Kalmückien in der Russischen Föderation. FIDE-Präsident ist er seit 1995.
Algerien: Kein Asyl für Gaddafi
Das algerische Außenministerium wies unterdessen Berichte zurück, wonach Gaddafi sich nach Algerien absetzen wolle. Entsprechende Berichte ausländischer Fernsehsender gehörten ins "Reich der Fabeln" und würden "kategorisch zurückgewiesen", hieß es.
Emirate erkennen Übergangsrat an
Die Vereinigten Arabischen Emirate haben inzwischen den Nationalen Übergangsrat in Libyen als "einzige legitime Vertretung" des libyschen Volkes anerkannt. In einer von der offiziellen Nachrichtenagentur Wam veröffentlichten Erklärung von Außenminister Abdallah Ben Sajed el Nahjan hieß es, die Emirate würden bald eine vorläufige Vertretung in der östlichen Hafenstadt Bengasi eröffnen, dem Hauptsitz der Aufständischen. Der Rat sei de facto der Repräsentant aller Libyer. Die Emirate würden zu ihm Beziehungen wie zwischen zwei Regierungen aufbauen.
Die Emirate sind nach Katar das zweite arabische Land, das den Übergangsrat unter Führung von Mustafa Abdel Dschalil anerkannt hat. Beide Staaten beteiligen sich auch an der internationalen Militärallianz, die auf Grundlage einer UN-Resolution seit Mitte März mit gezielten Luftangriffen versucht, die Bevölkerung des nordafrikanischen Landes vor den Truppen Gaddafis zu schützen.
Weltweit haben bisher zwölf Staaten den Übergangsrat in Bengasi anerkannt, darunter Frankreich, die USA und Großbritannien. Deutschland, das sich bei der Abstimmung im UN-Sicherheitsrat über die Resolution enthalten hat und nicht an dem Militäreinsatz beteiligt, hat in Bengasi ein Verbindungsbüro eröffnet.
Gefechte nahe Tripolis
Die libyschen Rebellen liefern sich eigenen Angaben zufolge weiterhin schwere Gefechte mit Regierungstruppen um die nahe Tripolis gelegene Stadt Al-Sawija. In dem nordafrikanischen Land herrscht seit einiger Zeit eine militärische Pattsituation: Die Aufständischen kontrollieren den Osten des Landes, die Stadt Misrata im Westen und das Gebirge an der Grenze zu Tunesien. Die Gaddafi-Truppen haben ihre Machtbasis vor allem in Tripolis. Die Rebellen versuchten auch am Wochenende, die Hauptstadt einzukreisen und von der Außenwelt abzuschneiden.
Quelle: ntv.de, hdr/rts/dpa/AFP