Politik

Deutschland zeigt Flagge in Bengasi Gaddafis Machtbasis bröckelt

Bei dem NATO-Angriff auf das Militärlager Bab al-Asisija kamen drei Zivilisten ums Leben.

Bei dem NATO-Angriff auf das Militärlager Bab al-Asisija kamen drei Zivilisten ums Leben.

(Foto: dpa)

Die Luft um den libyschen Machthaber wird dünner. Sein Konsul im wichtigen Nachbarland Ägypten kündigt ihm die Gefolgschaft auf. Deutschland eröffnet ein Verbindungsbüro im Gaddafi-freien Bengasi. Es soll ständigen Kontakt zum Übergangsrat herstellen.

Die Machtbasis von Muammar al-Gaddafi schrumpft mit jedem Tag. Sein Konsul in Kairo, Faradsch al-Areibi, gab im Nachrichtensender Al-Arabija seinen Rücktritt bekannt und kündigte an, ab sofort die Aufständischen und ihren Nationalen Übergangsrat in Bengasi zu unterstützen. Deutschland wird in der Rebellenhochburg im Osten Libyens in Kürze ein Verbindungsbüro einrichten, teilte das Auswärtige mit.

Der Übergangsrat kündigte für Freitag Demonstrationen in mehreren Stadtvierteln in Tripolis an. Augenzeugen berichteten, die Regimegegner würden auch in der libyschen Hauptstadt immer mutiger. Auf etlichen Gebäuden sei inzwischen Anti-Gaddafi-Graffiti zu sehen. Gerüchte über eine Spaltung der Armee machten die Runde. Angeblich sollen Soldaten der Mitiga-Brigade, die zum Teil mit Gaddafi und zum Teil mit den Aufständischen sympathisieren, aufeinander geschossen haben.

Das libysche Staatsfernsehen strahlte in der Nacht zum Donnerstag Bilder von einem Treffen Gaddafis mit Stammesführern in Tripolis aus. Es blieb jedoch unklar, wann und wo dieses Treffen stattfand. Auch die staatliche Nachrichtenagentur Jana erwähnte den Ort in einer Meldung über das Treffen nicht. Zuletzt waren angeblich aktuelle Bilder von Gaddafi vor knapp zwei Wochen gezeigt worden.

Drei Zivilisten getötet

Anja Wolz ist als Krankenschwester für "Ärzte ohne Grenzen" vor Ort.

Anja Wolz ist als Krankenschwester für "Ärzte ohne Grenzen" vor Ort.

(Foto: dpa)

Bei NATO-Angriffen auf das von Gaddafi genutzte Militärlager Bab al-Asisija südlich von Tripolis seien drei Zivilisten getötet worden, meldet die Agentur Jana. Bei einer weiteren NATO-Attacke sei zudem in Tripolis das Gebäude der Botschaft Nordkoreas beschädigt worden. Ein Augenzeuge berichtete, der Angriff habe offensichtlich einer benachbarten Einrichtung gegolten. In dem Botschaftsgebäude seien lediglich einige Scheiben zu Bruch gegangen.

Druck auf das Regime kommt auch aus dem Gebiet westlich und südlich von Tripolis. Bei Kämpfen in der Umgebung von Sintan sind seit Anfang des Monats etwa 21 Menschen getötet und 100 verletzt worden. Bei den Toten handele es sich um Rebellen aus der Stadt, die im Kampf gegen die Gaddafi-Truppen ums Leben gekommen seien, sagte die Krankenschwester Anja Wolz. Die Helferin aus Würzburg arbeitet mit zwei Kollegen für die Organisation Ärzte ohne Grenzen im Krankenhaus der 150 Kilometer südwestlich von Tripolis gelegenen Stadt. Allein am Mittwoch seien 25 Verletzte in ihr Spital gekommen, von denen sechs gestorben seien, sagte Wolz.

Nach Angaben des Verbindungsbüros der US-Regierung in Bengasi ist Dienstag eine erste Lieferung der Amerikaner für die Truppen des Übergangsrates in der Stadt eingetroffen. Es handele sich um Zelte, Stiefel, Uniformen, medizinische Güter, Verpflegungspakete und militärische Schutzkleidung.

Verbindungsbüros in Bengasi

Auch Deutschland wird in Kürze ein Verbindungsbüro in der Hochburg der Gaddafi-Gegner einrichten. Ziel sei es, einen ständigen Kontakt mit dem Übergangsrat in Bengasi aufzubauen und die Unterstützung für die Bevölkerung in Ostlibyen zu begleiten, so das Auswärtige Amt. Die Leitung des Büros soll ein erfahrener Diplomat übernehmen. Bereits in den nächsten Tagen sollen die praktischen Fragen für die Eröffnung vor Ort geklärt werden. Deutschland hat bisher sieben Millionen Euro an humanitärer Hilfe für Libyen zur Verfügung gestellt.

Schon am Vortag hatte die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton die baldige Eröffnung einer Vertretung in Bengasi angekündigt. Auch London schaltete sich in die diplomatischen Aktivitäten ein. Premier David Cameron bot den libyschen Rebellen die Eröffnung einer Vertretung in London an. Außerdem kündigte nach einem Treffen mit dem Vorsitzenden des Nationalen Übergangsrates, Mustafa Abdul Dschalil, eine verstärkte britische Präsenz in Bengasi an. Zudem soll Ausrüstung im Wert von "mehreren Millionen Pfund" an die Polizei in der Rebellen-Hochburg geschickt werden.

Quelle: ntv.de, dpa

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