Politik

Kindergelderhöhung Ganz Arme gehen leer aus

Bei der geplanten Erhöhung des Kindergeldes gehen die ärmsten Familien nach Aussage des Kölner Sozialwissenschaftlers Professor Christoph Butterwegge leer aus. "Diejenigen, die Hartz IV beziehen, bleiben auf der Strecke, weil das Kindergeld als Einkommen auf das Sozialgeld angerechnet wird", sagte der Armutsforscher. "Das heißt, eine Kindergelderhöhung bringt denen keine Vorteile, die es am dringendsten bräuchten." Laut Kinderschutzbund leben in Deutschland 2,6 Millionen Kinder bis 18 Jahre auf Hartz-IV-Niveau, also 208 Euro monatlich pro Kind.

Wer im Wahlkampf - wie die Union und jetzt auch die SPD - eine Erhöhung des Kindergeldes verspreche, wolle nichts für sozial Benachteiligte tun, sondern für Bessergestellte aus bürgerlichen Schichten, sagte Butterwegge. "Wem es finanziell am besten geht, profitiert am meisten." Denn der im Herbst vorliegende sogenannte Existenzminimumbericht werde dazu führen, dass der steuerliche Kinderfreibetrag für die Besserverdienenden erhöht werde.

"Hinter dem Kinderfreibetrag steckt das Konzept: Der Millionär mit Kindern soll dem Millionär ohne Kinder gleichgestellt werden", sagte Butterwegge. Als Armutsforscher plädiere er aber dafür, nicht mit der Gießkanne, sondern gezielt zu fördern. "Man muss vor allem diejenigen Kinder unterstützen, die wenig haben und in Familien aufwachsen, die ihnen nicht genug bieten können." Andernfalls werde die Kluft zwischen denen, die von Steuerfreibeträgen oder Kindergeld profitieren, und denen, die wegen Hartz IV gar kein Kindergeld bekommen, noch größer.

Das Kindergeld sei wie das Elterngeld eine bevölkerungspolitische, aber keine sozial- oder familienpolitische Maßnahme, sagte Butterwegge. Die alleinerziehenden Mütter, die von Hartz IV leben müssten, weil sie aufgrund fehlender Kinderbetreuungseinrichtungen nicht berufstätig sein könnten, machten einen großen Anteil der Familien mit armen Kindern aus. Von einem höheren Kindergeld profitierten sie aber nichts, und beim neuen Elterngeld hätten sie durch die Verkürzung der Bezugsdauer im Vergleich zum abgeschafften Erziehungsgeld sogar noch verloren. Butterwegge: "Diejenigen, die viel haben, bekommen noch was dazu, und diejenigen, die wenig haben, bekommen nichts hinzu."

Quelle: ntv.de

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