Deutschland trotzdem EU-Schlusslicht Geburtenrate klettert leicht
18.08.2011, 13:04 Uhr
(Foto: dapd)
In Deutschland kommen wieder mehr Kinder zur Welt. Die Geburtenziffer liegt 2010 auf dem höchsten Wert seit 1990. Von einem Baby-Boom kann aber nicht die Rede sein: Noch immer bekommt eine Frau in Deutschland durchschnittlich nur 1,39 Kinder - um die Bevölkerungszahl stabil zu halten, müssten es 2,1 Kinder sein.
Die Geburtenziffer ist 2010 auf den höchsten Wert seit 21 Jahren gestiegen. Die durchschnittliche Kinderzahl einer Frau lag im vergangenen Jahr bei 1,39 und war damit etwas höher als 2009 (1,36), teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mit. Trotzdem schrumpft die Bevölkerung Deutschlands weiter. Mit ihren Geburtenzahlen ist die Bundesrepublik das Schlusslicht in Europa.
Die Geburtenziffer ist damit auf den höchsten Wert seit 1990 gestiegen, als Frauen im Mittel 1,45 Kinder bekamen. Die positiveren Zahlen lassen sich vor allem auf die Mütter in Ostdeutschland zurückführen. Nach dem drastischen Geburtenknick seit dem Mauerfall kommen in den neuen Bundesländern schon seit 2008 mehr Kinder pro Frau zur Welt als im Westen.
Das Schrumpfen der Bevölkerung in Deutschland werden aber die etwas höheren Werte aus dem Jahr 2010 nicht aufhalten. Denn dazu müsste die Geburtenziffer 2,1 betragen.
Deutschland weiter EU-Schlusslicht
Insgesamt stieg die Zahl der Neugeborenen in Deutschland 2010 gegenüber dem Vorjahr um etwa 13.000 - auf nun 678.000. Dabei spielte eine Rolle, dass es rund 300.000 Frauen weniger im gebärfähigen Alter gab als früher. Heute sind rund 18,4 Millionen Frauen zwischen 15 und 49 Jahre alt.
Auffallend für die Statistiker: Mehr Frauen als früher bekamen ein zweites und drittes Kind. Die Zunahme fiel bei den Geschwisterkinder stärker aus als bei Erstgeborenen und Einzelkindern.

Eine junge Mutter im EU-Parlament: Europaweit werden in Deutschland die wenigsten Kinder geboren.
(Foto: picture alliance / dpa)
Zwischen West und Ost gibt es bei der Geburtenziffer deutliche Unterschiede. In den alten Bundesländern stieg die durchschnittliche Kinderzahl innerhalb eines Jahres von 1,35 auf 1,39. Im Osten legte sie ebenfalls zu - allerdings auf höherem Niveau von 1,40 auf 1,46.
Bei der aktuellen Geburtenzahl bleibt Deutschland aber EU-Schlusslicht: Je 1000 Einwohner erblickten hier im vergangenen Jahr nur 8,3 Kinder das Licht der Welt. Für den meisten Nachwuchs sorgen die Iren (16,5 pro 1000 Einwohner), Großbritannien (13) und Frankreich (12,8). Europäische Vergleichszahlen für die Geburtenziffer liegen noch nicht vor.
Der Sozialverband Arbeiterwohlfahrt (AWO) macht die Familienpolitik der Bundesregierung für die nach wie vor niedrige Geburtenrate verantwortlich. Die bisherigen Maßnahmen beeinflussten die Kinderzahlen nicht positiv genug, kritisierte der AWO-Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler. Es gebe offensichtlich erhebliche Differenzen zwischen Familienpolitik und den wirklichen Bedürfnissen der Familien. Für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie sei unter anderem der Ausbau der Kinderbetreuung notwendig.
Quelle: ntv.de, cba/dpa/AFP