Grünen-Fraktionsspitze Gehen und kommen
26.09.2002, 16:16 UhrDie Doppelspitze der Grünen-Fraktion im Bundestag wird neu besetzt - möglicherweise von zwei Frauen. Die Grünen-Vorstandssprecherin Krista Sager und die bisherige parlamentarische Geschäftsführerin der Fraktion, Katrin Göring-Eckardt, wollen sich am 15. Oktober zur Wahl stellen. Die beiden bisherigen Fraktionschefs, Kerstin Müller und Rezzo Schlauch, hatten am Donnerstag schriftlich ihren Verzicht auf eine erneute Kandidatur erklärt.
Die 36-jährige Thüringerin Göring-Eckardt sagte dem MDR Radio, sie könne sich aufgrund des großen Frauenanteils in der Grünen-Fraktion und des Männerüberschusses bei den Grünen-Ministern eine weibliche Doppelspitze gut vorstellen. Unter den 55 Grünen-Abgeordneten im Bundestag sind 32 weiblich. Zwei der drei grünen Minister sind Männer. Aus Parteikreisen verlautete, dass die beiden Kandidaturen abgesprochen waren. Göring-Eckardt und die Hamburger Bundestagsabgeordnete Sager hätten "sehr gute Chancen" auf den Job.
Öffentlich ins Gespräch gebracht haben sich für den Fraktionsvorsitz kürzlich auch der frühere DDR-Bürgerrechtler Werner Schulz und der Umweltpolitiker Reinhard Loske. Schulz bekräftigte gegenüber der Zeitung "Die Welt" seinen Anspruch auf den Posten. "Ich werde alles tun, damit es zu einer eigenständigen Fraktionsspitze kommt", erklärte Schulz, der der Parteiführung vorwarf, sie wolle der Fraktion "den Vorsitz diktieren".
Der ebenfalls öffentlich genannte Rechtspolitiker Volker Beck erklärte unterdessen, für den Posten des Ersten Parlamentarischen Geschäftsführers zu kandidieren. Beck begrüßte zugleich die Bewerbung von Göring-Eckardt und Sager für den Fraktionsvorsitz.
Müller und Schlauch gehen
Kerstin Müller und Rezzo Schlauch wollen sich künftig neuen Aufgaben zuwenden. Müller wird als neue Staatsministerin im Auswärtigen Amt gehandelt. Auch war die Rechtsanwältin zwischenzeitlich als mögliche Justizministerin im Gespräch.
Für Schlauch steht nach verschiedenen Zeitungsmeldungen ein Wechsel ins Kanzleramt bevor. Die "Frankfurter Allgemeine" schließt auch den Posten als Parlamentarischer Staatssekretär im Wirtschaftsministerium nicht aus.
Der Wechsel an der Fraktionsspitze war erwartet worden. Müller stand acht Jahre an der Spitze der Fraktion. Schlauch waren durch seine Verwicklung in die Bonusmeilen-Affäre ohnehin schlechte Chancen für eine Wiederwahl vorhergesagt worden.
Die Parteivorsitzenden Fritz Kuhn und Claudia Roth hatten vor kurzem deutlich gemacht, dass sie nicht Fraktionsvorsitzende werden wollen. Beide wollen erneut für die Parteispitze kandidieren, wenn ein Parteitag im Oktober die Trennung von Amt und Mandat aufhebt. Dann könnten sie gleichzeitig ein Bundestagsmandat ausüben.
Quelle: ntv.de