Politik

"Sylt statt Sechellen" Gemeinsam gegen Klimawandel

Weniger Fernreisen und mehr Urlaub im eigenen Land - so kann nach Ansicht von Forschern und Politikern jeder Bürger etwas gegen den raschen Klimawandel unternehmen. "Sylt statt Seychellen: Wer etwas für den Klimaschutz tun will, sollte Flugreisen vermeiden und in Deutschland Urlaub machen", sagte Tourismusexperte Manfred Stock vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung der "Berliner Zeitung". Die Umweltorganisation Greenpeace ging noch weiter. "Billigflüge zu Dumpingpreisen gehören verboten", sagte die Geschäftsführerin von Greenpeace Deutschland, Brigitte Behrens, dem Berliner "Tagesspiegel am Sonntag".

Auch die Kritik an der deutschen Autoindustrie hielt am Wochenende an. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) erinnerte die Vorstände in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS) an ihre "ökologische Verpflichtung". Der Klimawandel sei eine Gefahr wie früher das atomare Wettrüsten. "Da können sich die Manager nicht davonstehlen oder die Bedrohung verniedlichen." Porsche-Chef Wendelin Wiedeking wies die Kritik in der FAS zurück: "Wir sind keine Schmutzfinken. Wer uns als Klimakiller bezeichnet, verfolgt anders motivierte Ziele. Der sucht das prominente Feindbild."

In der Debatte über die Schädlichkeit von Urlaubsreisen rechnete der Präsident des Umweltbundesamtes, Andreas Troge, in der "Berliner Zeitung" vor: "Wer mit dem Flugzeug nach Südostasien reist, sollte wissen, dass dabei mehr als sechs Tonnen Kohlendioxid pro Kopf entstehen." Ein Bahn-Reisender, der von Berlin an die Ostsee und zurück fährt, verursache hingegen nur 35 Kilogramm CO2.

Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Renate Künast sagte der Zeitung: "Es gibt viele wunderbare Ferienregionen in Deutschland, die es zu erkunden lohnt." Der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Ernst Hinsken (CSU), sagte der "Bild am Sonntag": "Es schadet uns Deutschen nicht, wenn wir zwischendurch mal Urlaub im eigenen Land verbringen." Das sei auch gut für den Klimaschutz. Bayerns Umweltminister Werner Schnappauf (CSU) sagte der Zeitung: "Wir brauchen eine Veränderung im Lebensstil." Bayerns Innenminister Günther Beckstein (CSU) warnte im Berliner "Tagesspiegel am Sonntag" aber vor überzogenen Erwartungen: "Rücksichtnahme auf die Schöpfung ist gut, durch Verzicht auf Flugreisen werden die weltweiten Klimaprobleme aber nicht gelöst."

Der frühere Direktor des UN-Umweltprogramms UNEP, Klaus Töpfer, forderte Deutschland und die EU auf, größere Anstrengungen beim Klimaschutz zu unternehmen. Was Berlin und Brüssel anstrebten, seien nur Minimalziele, die ohne ökonomische Belastung zu erreichen seien, sagte er den "Nürnberger Nachrichten" (Samstag). Generell müssten die Europäer ihr Energie verschwendendes Konsumverhalten verändern.

EU-Industriekommissar Günter Verheugen sagte der "Bild am Sonntag", der Klimawandel müsse zwar "an allen Fronten" bekämpft werden. "Wir dürfen aber auch nicht in hysterischen Aktionismus verfallen." Europa verursache "nur einen relativ geringen Teil der weltweiten CO2-Belastung -Tendenz sinkend". Autos hätten daran wiederum einen außerordentlich kleinen Anteil. "Unsere wichtigste Aufgabe wird sein, dafür zu sorgen, dass sich die USA, China, Indien und Russland beim Klimaschutz genauso engagieren wie wir." Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Michael Müller (SPD), mahnte ebenfalls zu einem sachlichen Umgang mit der "Menschheitsherausforderung" des Klimawandels.

Nach einem Bericht der "Saarbrücker Zeitung" warnt die UN-Forschungseinrichtung in Bonn (UNU) vor erheblichen Klimaschäden durch die Produktion von Computern, Fernsehern und Handys und sowie häufige Ersetzen älterer Modelle durch neue.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen