Kolosseum bleibt geschlossen Generalstreik in Italien
06.09.2011, 16:59 Uhr
Demonstration vor dem Kolosseum in Rom.
(Foto: AP)
Proteste gegen Sparpaket und Schuldenbremse: In Italien legt ein achtstündiger Streik zahlreiche Städte lahm. Auch in Spanien wird gegen die Sparpolitik der Regierung demonstriert. Die Gewerkschaften beklagen soziale Ungerechtigkeiten.
Ungeachtet der Euro-Krise stemmen sich die Gewerkschaften in Italien und Spanien mit Massenprotesten gegen eine härtere Haushaltssanierung. In Rom und anderen italienischen Städten gingen im Rahmen eines Generalstreiks zehntausende Menschen auf die Straße. Spanische Gewerkschaften riefen für den Abend zu einer Großkundgebung gegen die von der Regierung beschlossene Schuldenbremse auf.
In Städten wie Rom, Neapel, Florenz und Mailand fanden hunderte Protestveranstaltungen statt. Der achtstündige Generalstreik löste ein Verkehrschaos aus. Im Flug-, Zug- und Schiffsverkehr wurden Verbindungen gestrichen oder hatten Verspätung. Auch Busse und U-Bahnen fuhren unregelmäßig. Viele touristische Attraktionen in Rom wie das Kolosseum oder das Forum Romanum blieben geschlossen. Auch in Krankenhäusern und bei der Post wurde gestreikt.

"Unser Motto ist einfach: Mögen die mehr zahlen, die mehr haben und noch nie gezahlt haben", sagt Susanna Camusso vor dem Kolosseum.
(Foto: AP)
In Rom verliehen tausende Demonstranten mit Trillerpfeifen und Spruchbändern ihrer Kritik am Sparprogramm der Regierung von Ministerpräsident Silvio Berlusconi Nachdruck. "Das ist ein Plan, den dieses Land nicht verdient", sagte Susanna Camusso, Generalsekretärin von Italiens größtem Gewerkschaftsbund CGIL, der zu dem landesweiten Generalstreik aufgerufen hatte. Italien stehe "am Rande des Abgrunds" und brauche eine "verantwortungsvolle Regierung". Auch die linke Opposition unterstützte die Proteste. Zwei andere große Gewerkschaften, die CISL und die UIL, schlossen sich dem Streikaufruf nicht an.
Die italienische Regierung hatte Mitte August zusätzliche Einsparungen von 45,5 Milliarden Euro in den kommenden zwei Jahren beschlossen. Angesichts der Turbulenzen auf den Finanzmärkten überarbeitet die italienische Regierung ihr Sparprogramm jedoch. Am Dienstagnachmittag teilte die Regierung mit, dass die Mehrwertsteuer erhöht und nun doch eine Steuer auf hohe Einkommen eingeführt werden soll. Diese Steuer soll noch über den zwischenzeitlich wieder aufgegebenen Plänen aus dem August liegen. Schon am Donnerstag soll das Kabinett zudem eine Schuldenbremse verabschieden.
Spanien sorgt sich um Griechenland und Italien
Spaniens Regierungssprecher José Blanco sagte dem Fernsehsender Telecinco, Madrid sei "sehr besorgt, denn manchen Ländern geht es schlecht, und sie erfüllen nicht ihre Ziele" zum Schuldenabbau. Er verwies ausdrücklich auf Griechenland und "Italien mit seinem Sparplan, den es nach wenigen Tagen widerrufen hat". Ein solches Verhalten beeinflusse auch die potenziellen Käufer spanischer Staatsanleihen.
Das spanische Abgeordnetenhaus hatte am Freitag in einer Sondersitzung eine Schuldenbremse beschlossen, um die Finanzmärkte vom Sparwillen des Landes zu überzeugen. Um das Inkrafttreten der Schuldenbremse zu verhindern, die am Mittwoch noch den Senat passieren soll, riefen die beiden größten spanischen Gewerkschaften CCOO und UGT für Dienstagabend zu einer Großdemonstration in Madrid auf. Sie fordern eine Volksabstimmung über die Schuldenbremse.
Um die spanische Wirtschaft ist es nach Gewerkschaftsangaben noch vor kurzem so schlecht bestellt gewesen, dass beinahe eine Rettung des Euro-Landes nötig gewesen wäre. Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero habe bei einem Treffen mit Gewerkschaftern am 17. August gesagt, dass die Wirtschaft in einem "sehr schlechten Zustand" sei und das Land sich "am Rande einer (benötigten) Rettung" befinde, sagte der Generalsekretär der Gewerkschaft CCOO, Ignacio Fernández Toxo, am Montag im spanischen Fernsehen. Wegen der Schuldenkrise in der Euro-Zone waren Europas Börsenkurse am Montag auf Talfahrt gegangen.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa