Politik

Kreml fürchtet "Extremismus" Gericht sperrt Pussy-Riot-Videos

Nadeschda Tolokonnikowa während des Prozesses in Moskau.

Nadeschda Tolokonnikowa während des Prozesses in Moskau.

(Foto: REUTERS)

Das Urteil dürfte im Sinne Wladimir Putins sein: In Russland sind Videos der Gruppe Pussy Riot künftig nicht mehr ohne Weiteres im Internet zu sehen. Ein Moskauer Gericht stuft die Clips als extremistisch ein, Internetprovider müssen die Videos nun sperren.

Vier Videoclips der russischen Band Pussy Riot sind von einem Gericht in Moskau als extremistisch eingestuft und damit in Russland verboten worden – darunter der Clip des so genannten Punk-Gebets in der Erlöserkathedrale, das zwei der Frauen ins Straflager brachte.

Internetseiten müssen die Videos in Russland nun blockieren. Denn dort seien Aussprüche und Handlungen zu sehen, die Gläubige verletzen könnten, entschied die Richterin nach einer ungewöhnlich kurzen Verhandlung. Außerdem gebe es darin verborgene Aufrufe zu Aufruhr und Ungehorsam. Sie berief sich auf ein Gutachten im Auftrag des russischen Innenministeriums.

Pussy Riot hatte im Februar mit einer schrillen Performance gegen Wladimir Putin protestiert, der damals Premierminister war und vor der erneuten Wahl zum Präsidenten stand. Die Gruppe hatte mit den für ihre Auftritte charakteristischen bunten Sturmmasken über den Gesichtern ihre Wut über Putin sowie dessen enge Verbindung zur russisch-orthodoxen Kirche zum Ausdruck gebracht.

Ins Straflager geschickt

Drei der Frauen wurden danach wegen "Rowdytums aus religiösem Hass" in einem umstrittenen Prozess im August zu zwei Jahren Straflager verurteilt. Bei einer von ihnen wurde das Urteil kurz darauf in eine Bewährungsstrafe umgewandelt. Die Urteile gegen die Frauen hatten international Empörung ausgelöst. Zwei von ihnen sind Mütter kleiner Kinder.

Die beiden Musikerinnen verbüßen ihre Strafe in Arbeitslagern, die weit von Moskau entfernt liegen. Russlands Arbeitslager sind für ihre unmenschlichen Haftbedingungen und Misshandlungen berüchtigt.

Die 22-jährige Nadeschda Tolokonnikowa wurde in ein Lager in der Region Mordowia rund 640 Kilometer östlich der Hauptstadt gebracht, das für seine extrem harten Bedingungen bekannt ist. In der Region liegen seit der Stalin-Zeit viele Gefangenenlager. Die mit Pussy Riot eng verbundene Künstlergruppe Woina (Krieg) bezeichnete Mordowia als "Höllenlager". Die 24-jährige Maria Alechina wurde in der rund 1400 Kilometer von Moskau entfernten Region Perm interniert. Im Winter können die Temperaturen dort auf bis zu minus 50 Grad Celsius sinken.

Tolokonnikowa muss den Angaben ihrer ehemaligen Anwältin zufolge mit einer rechtsradikalen Mörderin in einer Näherei zusammenarbeiten. Diese war 2011 wegen des Doppelmordes an dem Menschenrechtsanwalt Stanislaw Margelow und der kremlkritischen Journalistin Anastassija Baburowa zu 18 Jahren Haft verurteilt worden.

Aljochina wurde aus Angst vor Mitgefangenen derweil offenbar auf eigenen Wunsch in eine Einzelzelle verlegt. Sie komme für bis zu 90 Tage an einen "sicheren Ort", teilte die Strafvollzugsbehörde der Region Perm am Ural Anfang der Woche mit.

Quelle: ntv.de, jga/dpa/rts/AFP

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