Doch kein Putsch gegen Assad "Gestürzter" Geheimdienstchef lächelt wieder
13.05.2015, 17:11 Uhr
Assad (M.) spricht mit dem iranischen Delegationsleiter Boroujerdi (l.) Rechts neben Assad sitzt Mamluk. Bei dem Gespräch ging es um Außenpolitik und nationale Sicherheit.
(Foto: dpa)
Vor Tagen elektrisiert eine Meldung aus dem innersten Machtzirkel in Damaskus Syriens Opposition: Geheimdienstchef Mamluk sei unter Hausarrest gestellt worden. Dies wäre ein deutliches Zeichen für den Verfall des Regimes gewesen. Die Betonung liegt auf "wäre".
Ali Mamluk, ein enger Vertrauter des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad, ist offenbar doch nicht in Ungnade gefallen. Noch am Montag hatte die britische Zeitung "Daily Telegraph" gemeldet, der Geheimdienstchef habe Kontakt mit syrischen Oppositionellen aufgenommen, einen Putsch geplant, sei deshalb festgenommen und unter Hausarrest gestellt worden.
Mamluk gehört zu den wenigen Personen, die noch direkten Zugang zu Assad haben sollen. Doch noch am selben Tag meldete der Syrien-Experte Joshua Landis aus den USA erste Zweifel an. Dass Mamluk Kontakt mit der Opposition aufgenommen haben solle, ergebe keinen Sinn, schrieb er in seinem Internetblog: "Seine Kehle wird durchgeschnitten, sobald ihn Mitglieder der Opposition in die Hände bekommen."
Jetzt reagierte auch das Regime auf die Gerüchte um einen der mächtigsten Männer in Damaskus: Staatsmedien zeigten Ali Mamluk an diesem Mittwoch bei einem Treffen Assads mit einem hohen Offiziellen aus dem Iran. Der Geheimdienstchef saß direkt neben Assad und lächelte.
Assad gibt Verluste seiner Armee zu
Zuvor hatte Assad bei einem seiner seltenen Auftritte in der Öffentlichkeit Verluste seiner Truppen in Gefechten mit Regimegegnern eingeräumt. "Wir kämpfen einen Krieg und nicht nur eine Schlacht", sagte Assad in einer Schule in Damaskus. Dabei sei es normal, dass der Kampf hin und her gehe und "dass es Gewinne und Verluste" gebe.
Assad sprach bei einer Feier zum Gedenken an die syrischen "Märtyrer". Weiter erklärte der Präsident: "Alles kann sich ändern außer einer Sache, und das ist der Glaube an unsere Kämpfer und der Glaube an die Unausweichlichkeit unseres Sieges." Die syrische Armee hatte in den vergangenen Wochen im Nordwesten des Landes schwere Verluste erlitten.
Ermittler sammeln Beweise gegen Assad
Derweil hat eine Gruppe internationaler Ermittler und Rechtsanwälte Klagen gegen Assad wegen Kriegsverbrechen ausgearbeitet. Die Kommission für internationale Justiz und Verantwortung (Commission for International Justice and Accountability, CIJA) teilte mit, sie habe Beweise für drei Klageschriften gegen Assad zusammengetragen.
Laut CIJA basieren die Erkenntnisse zum Großteil auf Regierungsdokumenten im Umfang von rund einer halben Million Seiten, die rund 50 Ermittler unter Lebensgefahr aus Syrien geschmuggelt hätten. Die CIJA sammelt nach eigenen Angaben weitere Beweise für mögliche zusätzliche Klagen gegen Assad und andere Verantwortliche der syrischen Regierung sowie gegen Oppositionelle in dem Bürgerkriegsland.
Quelle: ntv.de, ppo/AFP/dpa