Niedersachsen will "Klarheit schaffen" Gorleben wird wieder erkundet
09.11.2010, 17:48 Uhr
Bergarbeiter unterhalten sich im Erkundungsbergwerk in Gorleben in einem Seitenstollen vor einer Wand mit eingezeichneten Sprenglöchern (Archivfoto vom 4. Mai 2010).
(Foto: picture alliance / dpa)
Kaum ist der jüngste Castor-Transport im Zwischenlager Gorleben angekommen, ordnet die niedersächsische Landesregierung an, mit den Erkundungsarbeiten für ein mögliches Endlager fortzufahren. "In Gorleben muss jetzt endlich Klarheit geschaffen werden", sagt Umweltminister Sander.
Die Erkundungsarbeiten für das mögliche Atommüllendlager in Gorleben können wieder aufgenommen werden. Nur Stunden nach dem von massiven Protesten begleiteten jüngsten Castortransport in das Zwischenlager Gorleben hat das niedersächsische Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie den Sofortvollzug angeordnet.
Das Landesamt ist dem FDP-geführten Wirtschaftsministerium in Hannover nachgeordnet. "In Gorleben muss jetzt endlich Klarheit geschaffen werden, ob der Standort für die Endlagerung geeignet ist oder nicht", sagte Niedersachsens FDP-Umweltminister Hans-Heinrich Sander.
Gegen die Wiederaufnahme der Erkundungsarbeiten für das mögliche Atommüllendlager in Gorleben hatten Greenpeace und die Rechtshilfe Gorleben geklagt, sowie unter anderem der Besitzer von Grundstücken über dem Salzstock, Andreas Graf von Bernstorff und die Kirchengemeinde Gartow. Diese Klagen hatten aufschiebende Wirkung. Mit Anordnung des Sofortvollzuges entfällt diese, teilte die Sprecherin mit.
"Transparenz und Dialog"
"Natürlich habe ich auch volles Verständnis für die Sorgen und Bedenken von Anwohnern und Klägern", sagte Sander. "Aber diesen berechtigten Anliegen kann besser durch Transparenz und Dialog begegnet werden, als durch gerichtliche Auseinandersetzungen." Er habe auch Bundesumweltminister Norbert Röttgen aufgefordert, den Dialogprozess in der Region endlich in Gang zu setzen.
Damit liegt Sander auf einer politischen Linie mit Röttgen, der ebenfalls zunächst ausschließlich Gorleben erkunden will. Atomkraftgegner und die örtliche Bürgerinitiative in Lüchow-Dannenberg befürchten, dass Gorleben allein deshalb zum Endlager wird, weil dort bereits viele Castor-Behälter lagern. Sie halten den Salzstock aus geologischen Gründen für ungeeignet.
Bislang gibt es weder in Deutschland noch in einem anderen Land ein Endlager für hoch radioaktiven Atommüll. Am 1. Oktober war die Erkundung von Gorleben nach zehnjähriger Unterbrechung wieder aufgenommen worden, die eigentlichen Arbeiten haben aber bisher noch nicht begonnen.
Die Bundesregierung will die Laufzeiten der Atomkraftwerke um durchschnittlich 12 Jahre verlängern. Dadurch würde sich die Menge hoch radioaktiven Atommülls um 4400 Tonnen auf 21 600 Tonnen erhöhen.
Quelle: ntv.de, hvo/dpa