Viele Tote bei Anschlag in Beirut Greift Syriens Krieg endgültig über?
19.11.2013, 09:35 Uhr
Immer mehr Todesopfer werden gemeldet, nachdem Selbstmordattentäter die iranische Botschaft im Libanon attackiert haben. Verantwortlich für den Anschlag ist offenbar eine Islamistengruppe. Als Motiv nennt sie Rache für die Beteiligung der Hisbollah am Bürgerkrieg in Syrien.
Nach zwei Explosionen vor der iranisc hen Botschaft in Beirut werden immer mehr Tote gemeldet. Die libanesische Tageszeitung "The Daily Star" spricht von 25 Todesopfern. Fast 150 weitere Menschen seien verletzt worden, teilte der libanesische Gesundheitsminister Ali Hassan Chalil mit. Die Opferzahl könne jedoch weiter steigen. Zu dem Anschlag bekannte sich eine Islamistengruppe, die den Rückzug der Hisbollah-Schiitenmiliz aus Syrien forderte.
Nach Angaben aus Sicherheitskreisen explodierten vor der Botschaft im Stadtviertel Bir Hassan im Abstand von drei Minuten ein Motorrad und ein Auto. "Wahrscheinlich" sei die iranische Botschaft das Ziel des Anschlags gewesen, sagte ein Mitarbeiter der Sicherheitsbehörden zunächst. Die libanesische Armee sprach von einem Selbstmordanschlag.
Durch die Wucht der Detonation wurden der Wachposten vor der Botschaft und mehrere Häuser in der Umgebung beschädigt. Auf der Straße lagen Trümmer, Glasscherben und ausgebrannte Autos. Auf Bildern, die das libanesische Fernsehen ausstrahlte, waren Tote und Verletzte zu sehen. Augenzeugen berichteten über schwerste Verletzungen der Opfer.
Al-Kaida-Gruppe bekennt sich
Die iranische Botschaft befindet sich im von der schiitischen Hisbollah kontrollierten Stadtteil Bir Hassan. Die schiitische Hisbollah-Bewegung ist eng mit dem Iran und Syrien verbündet. Die Hisbollah, die über eine hochgerüstete Miliz verfügt, unterstützt Syriens Präsidenten Baschar al-Assad im Bürgerkrieg gegen die Rebellen. Syrische Regierungstruppen sind in den vergangenen Tagen gemeinsam mit Hisbollah-Kämpfern weiter in die von Rebellen beherrschten Gebiete bei Damaskus und Aleppo vorgerückt.
Für den Doppelanschlag übernahm unterdessen eine sunnitische Gruppe mit Kontakten zum Terrornetz Al-Kaida die Verantwortung. Der Anschlag sei von zwei libanesischen Selbstmordattentätern verübt worden, erklärte ein Sprecher der Abdallah-Assam-Brigaden bei Twitter. Die Angriffe würden fortgesetzt, bis sich die Hisbollah aus Syrien zurückziehe.
Iranischen Medienberichten zufolge war auch ein iranischer Wachmann unter den Toten. Zunächst hieß es auch in Teheran, der iranische Kulturattaché sei getötet worden. Eine Sprecherin des Außenministeriums in Teheran wies dies später jedoch zurück. Der Diplomat Ibrahim Ansari sei zwar schwer verletzt, aber am Leben, sagte sie im Staatsfernsehen. Botschafter Ghasanfar Rokn Abadi bestätigte ihre Angaben.
Syrien macht die Golfstaaten verantwortlich
Syrien verurteilte den Anschlag. Ohne Länder wie Saudi-Arabien und Katar namentlich zu erwähnen, machte das syrische Staatsfernsehen die Golfstaaten, die im syrischen Bürgerkrieg die Rebellen unterstützen, für den Anschlag verantwortlich. Allen Anschlägen, die in Syrien, im Libanon und im Irak verübt würden, hafte der "Geruch der Petrodollar" an.
Auch Frankreich und Großbritannien verurteilten den Anschlag. Der frühere libanesische Regierungschef Saad Hariri, der ein gegen die Hisbollah gerichtetes Bündnis anführt, warnte vor einem Übergreifen des Syrien-Konflikts auf den Libanon. Die Libanesen müssten vor den Folgen der Beteiligung der Hisbollah an der "syrischen Tragödie" geschützt werden.
Der Bürgerkrieg im Nachbarland Syrien spaltet auch den Libanon. Ein Teil der Bevölkerung unterstützt wie die Hisbollah die syrische Führung, andere Libanesen stehen hingegen hinter den Rebellen. In den Hisbollah-Hochburgen im Süden Beiruts hat es bereits mehrere Anschläge gegeben. Bei zwei Anschlägen im Juli und August wurden insgesamt 27 Menschen getötet.
Quelle: ntv.de, nsc//hah/dpa/AFP