Palästinenser ignorieren Frist Grenzschließung scheitert
25.01.2008, 08:52 UhrÄgypten hat das Chaos an der Grenze zum Gazastreifen trotz des Einsatzes von Sondereinheiten nicht stoppen können. Nachdem Soldaten die Grenze bei Rafah zunächst wieder geschlossen hatten, rissen Mitglieder der radikal-islamischen Hamas-Organisation am Nachmittag mit einem Bulldozer erneut Teile der Grenzanlage nieder. Hunderte von Palästinensern strömten danach wieder über die Grenze. Ein ägyptischer Soldat wurde nach Augenzeugenberichten von einem Palästinenser angeschossen und verletzt. Auch ignorierten zahllose Palästinenser die von Ägypten gestellte Frist, bis Freitag 14.00 Uhr wieder nach Hause zurückzukehren.
Zuvor hatte US-Außenministerin Condoleezza Rice Ägypten aufgefordert, die Grenze zum Gazastreifen wieder unter Kontrolle zu bringen. Sie verstehe die schwierige Situation, in der Ägypten stecke, sagte Rice nach Angaben des US-Außenministeriums. "Aber es ist eine internationale Grenze, die geschützt werden muss. Und ich glaube, dass die Ägypter die Bedeutung verstehen, dies auch zu tun." Schuld an der gegenwärtigen Situation sei in erster Linie die Hamas, weil sie nicht bereit sei, die Raketenangriffe auf Israel zu stoppen, sagte Rice.
L öcher in der Grenzanlage
Die Grenze zwischen Ägypten und dem Gazastreifen ist seit Mittwoch offen, nachdem Mitglieder der Hamas 17 Löcher in die Sperranlage gesprengt hatten. Mehr als eine halbe Million Palästinenser deckten sich nach UN-Angaben dann in Ägypten unter anderem mit Lebensmitteln, Benzin, Zigaretten und Hygieneartikeln ein. Wegen des fortwährenden Beschusses mit Raketen hatte Israel die 1,5 Millionen Palästinenser im Gazastreifen mit der Schließung aller Grenzübergänge von der Außenwelt abgeschnitten.
Ägyptische Sondereinheiten begannen in der Nacht zum Freitag, die Löcher in der Grenzanlage mit Stacheldraht zu schließen, um Palästinenser an der illegalen Einreise nach Ägypten zu hindern. Jugendliche Palästinenser bewarfen daraufhin die ägyptischen Sicherheitskräfte mit Steinen. Als Reaktion setzten Soldaten Wasserwerfer ein und feuerten Warnschüsse ab. An anderer Stelle hinderten ägyptische Grenzwächter Palästinenser allerdings nicht daran, über eingestürzte Mauern und Zäune zu klettern.
Israel befürchtet nach Angaben aus Sicherheitskreisen, dass militante Palästinenser die Grenzöffnung für Terroranschläge in Israel oder die Entführung von Israelis nutzen. Aus Sorge, dass Terroristen über Ägypten nach Israel eindringen, wurde die wichtigste Straße entlang der israelisch-ägyptischen Grenze für den Privatverkehr geschlossen. Darüber hinaus wurden alle israelischen Touristen aufgefordert, die ägyptischen Badeorte am Roten Meer sofort zu verlassen.
Hamas-Kämpfer getötet
Bei zwei israelischen Raketenangriffen im südlichen Gazastreifen sind nach palästinensischen Angaben vier Hamas-Kämpfer getötet worden. Nach anderen Angaben sollen es fünf Männer gewesen sein. Israelischen Armeeangaben zufolge trafen die Raketen in der Grenzstadt Rafah zwei Fahrzeuge mit Hamas-Kämpfern. Zu den Getöteten soll auch das hochrangige Hamas-Mitglied Muhammed al-Harb gehören, der in die Raketenangriffe auf Israel verwickelt sein soll.
Bei Protesten in Beit Omer nahe Hebron im Westjordanland erschossen israelische Soldaten nach palästinensischen Angaben einen Jugendlichen. Die Menge soll die Soldaten zuvor mit Steinen beworfen haben. Ein Armeesprecher sagte, die Angaben würden geprüft.
Israels Ministerpräsident Ehud Olmert hatte in dieser Woche angekündigt, dass Israel als Reaktion auf den fortwährenden Beschuss militante Palästinenser gezielt töten wolle. An diesem Sonntag will olmert mit Palästinenserpräsident Abbas über die Lage in Gaza beraten.
Quelle: ntv.de