Tausende auf der Flucht Grenzschließung scheitert
26.01.2008, 08:27 UhrPalästinensische Extremisten haben ägyptische Sicherheitskräfte daran gehindert, den Grenzübergang Rafah zum Gazastreifen zu schließen. Erneut gelang es Tausenden Palästinensern, ungehindert nach Ägypten zu reisen. Kämpfer der radikal-palästinensischen Hamas rissen mit Planierraupen erneut Öffnungen in die Grenzanlagen. Die ägyptischen Sicherheitskräfte zogen sich nach Angaben von Augenzeugen weitgehend zurück.
Nach einer tagelangen Blockade des Küstengebiets durch Israel, hatten Extremisten am Mittwoch erste Löcher in die Grenzmauer gebombt. Zehntausende Menschen strömten in das Nachbarland und deckten sich mit Vorräten ein.
Die Hamas forderte Ägypten auf, eine geregelte Grenzöffnung zu erlauben. Die Regierung in Kairo hat den einzigen nicht-israelischen Ausgang des Gebiets weitgehend geschlossen gehalten, seit die Extremisten im Sommer im Gazastreifen die Macht an sich rissen. Ägypten unterstützt in dem innerpalästinensischen Machtkampf zwischen Extremisten und moderaten Kräften Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas.
Absichtlich in erbärmliche Notlage gebracht
Unterdessen hat sich die Leiterin des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA), Karen Koning AbuZayd, äußerst besorgt über die aktuelle Situation im Gazastreifen gezeigt. Sie sei "über die völlige Unmenschlichkeit der Abriegelung von Gaza tief betroffen", schreibt Koning AbuZayd in einem Gastbeitrag für die "Frankfurter Rundschau". Mit der aktuellen Blockade des Gebietes sei "eine neue Form des Leidens der Palästinenser erreicht" worden.
Die UNRWA-Chefin macht die internationale Gemeinschaft für das Leid der Zivilbevölkerung verantwortlich. "Ich bin beunruhigt über die scheinbare Gleichgültigkeit der Welt". Gaza stehe kurz davor, das erste Gebiet zu werden, das absichtlich in eine erbärmliche Notlage gebracht wird. "Dies passiert mit dem Wissen, der Einwilligung und manche würden sagen der Unterstützung der internationalen Gemeinschaft", so Koning AbuZayd.
Nach Ansicht der UN-Kommissarin beeinträchtigt die Blockade nicht nur die Arbeit des Hilfswerks, sondern auch die Chancen für eine friedliche Lösung des Konflikts mit Israel. "Es gibt Anzeichen dafür, dass die Schwere der Abriegelung denen in die Hände spielt, die kein Interesse am Frieden haben". Der Druck auf die internationale Gemeinschaft, wieder Normalität im Gazastreifen herzustellen, sei nie größer gewesen: "Hungrige, ungesunde, wütende Menschen sind keine guten Partner für den Frieden."
Quelle: ntv.de