Mord an Rapper Griechische Polizei nimmt Rechtsradikale fest
21.09.2013, 10:03 Uhr
Polizisten führen den mutmaßlichen Mörder des Rappers ab.
(Foto: AP)
Ein linker Aktivist wird in Griechenland erstochen - mutmaßlich von einem Mitglied einer rechtsradikalen Partei. Die war zuvor schon für Angriffe auf Einwanderer und Politiker verantwortlich gemacht worden. Nach dem Mord reagiert nun auch die Regierung.
Nach dem Mord an einem bekannten Rapper und linken Aktivisten bei Piräus greifen die griechischen Behörden hart gegen die als neonazistisch eingestufte Partei Goldene Morgenröte durch. Auf Anweisung des Ministeriums für Öffentliche Ordnung werden künftig alle Ermittlungen zu Gewalttaten, hinter denen die Partei stehen soll, von den Antiterror-Diensten übernommen, wie Polizeivertreter mitteilten. Minister Nikos Dendias habe zudem angeordnet, bis auf Weiteres allen 18 Abgeordneten der Neonazi-Partei sowie den örtlichen Parteibüros den Polizeischutz zu entziehen. In der Nacht wurden acht Personen festgenommen, die entweder Mitglieder der Partei sind oder ihrem Umfeld angehören.
Die Partei wird für mehrere Angriffe auf Einwanderer, Politiker und linksgerichtete Aktivisten verantwortlich gemacht. Bisher allerdings blieb sie weitgehend unbehelligt. Erst der Mord an dem linken Aktivisten durch ein mutmaßliches Goldene-Morgenröte-Mitglied sorgte für landesweite Empörung und zwang die Regierung zum Handeln.
Der 34-jährige Rapper Pavlos Fyssas, der auch unter dem Künstlernamen "Killah P." bekannt war, war Mitte der Woche erstochen worden. Der geständige Täter sollte am Morgen vor dem Vernehmungsrichter aussagen. Die Partei selbst bestreitet jede Verstrickung in die Tat.
Partei organisierte Angriffe auf Immigranten
Wie die Zeitung "Kathimerini" auf ihrer Website berichtet, wurden in der Nacht in der zentralgriechischen Stadt Chalkis vor den örtlichen Morgenröte-Parteibüros drei Männer in Polizeigewahrsam genommen, die mit Helmen, Schilden und Knüppeln ausgerüstet waren. In Thessaloniki verhaftete die Polizei fünf Männer, die Propagandamaterial der Partei bei sich hatten und angaben, Mitglieder der Goldenen Morgenröte zu sein. Bei ihnen wurde Pfefferspray, Totschläger, Messer und ein Knallkörper gefunden. Außerdem verbot die Polizei für eine Essensausgabe der Partei "nur für Griechen" im Westen Athens.
Zuvor hatte der Minister für Öffentliche Ordnung dem Staatsanwalt am Obersten Gericht rund 30 Dossiers zu mutmaßlichen Gewaltakten von Goldene-Morgenröte-Mitgliedern zugesandt, um die Ermittlungen zu beschleunigen. Gleichzeitig kündigte er eine Verschärfung der Strafgesetze gegen die "organisierte Kriminalität" an. In der Zeitung "Ethnos" beschrieb ein anonymer ehemaliger Aktivist der Neonazi-Partei unterdessen, wie diese mit Hilfe von "Überfall-Milizen" Angriffe auf Immigranten organisierte.
Goldene Morgenröte ist seit den Wahlen im Juni 2012 erstmals im Parlament vertreten und verfügt dort über 18 der 300 Mandate. Die rechtsextreme Partei profitiert weiterhin stark von der anhaltenden Krise in Griechenland: Wären heute Wahlen, könnte sie nach Angaben von Meinungsforschern mit 13 Prozent der Stimmen rechnen.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa