Rente auf der langen Bank Grüne drängen, Kanzler mahnt
02.12.2002, 13:19 UhrIm Streit um die Rente hat Bundeskanzler Gerhard Schröder die Grünen ermahnt. Manche Grünen-Politiker redeten vor Parteitagen mehr, "als es der Sache zuträglich ist", sagte Schröder mit Blick auf den Grünen-Parteitag am kommenden Wochenende in Hannover. "Bezogen auf das Binnenklima in der Koalition würde ich sagen: Tiefer hängen!"
Dessen ungeachten forderten die Grünen erneut eine Rentenreform noch vor der Bundestagswahl 2006. Schröder dagegen ließ offen, ob die Regierung noch in dieser Legislaturperiode eine neue Rentenreform plant. Er rate allen, zunächst einmal die Ergebnisse der Rürup-Kommission im Herbst 2003 abzuwarten, so Schröder.
Grünen-Chefin Claudia Roth erklärte, es gebe "keine Alternative zur Reformdynamik, die zeitnah erfolgen muss". Auch Roth maß der Rürup-Kommission große Bedeutung bei.
Nicht mehr in diesem Jahrzehnt...
SPD-Generalsekretär Olaf Scholz hatte am Wochenende erklärt, in diesem Jahrzehnt gebe es keinen Reformbedarf mehr bei der Rente. Auch das Sozialministerium ließ Skepsis gegenüber dem Zeitplan der Grünen erkennen. Die Umsetzung der Rentenreform von 2001 werde noch acht Jahre dauern, sagte eine Sprecherin. Dann sei man bei dem von Scholz genannten Jahr 2010.
Jeder Vierte überschätzt seine Rente
Die meisten Deutschen rechnen mit deutlich mehr Rente als sie später tatsächlich bekommen. Nach einer Studie der Bertelsmann Stiftung überschätzt jeder Vierte die Leistungen aus der gesetzlichen Rentenversicherung um mehr als 50 Prozent. Dies sei eine gefährliche Fehleinschätzung, die eine ausreichende Altersvorsorge verhindere, sagte Johannes Leinert von der Bertelsmann Stiftung in Gütersloh. Bis Ende 2002 will jeder Sechste eine staatlich geförderte Riester-Rente abschließen.
Leinert forderte ein vereinfachtes System, nämlich die Berechtigung für die Riester-Rente für alle. Auf diese Weise könnten auch Haushalte mit niedrigem Einkommen und Erwerbslose verstärkt staatlich gefördert werden. Von den befragten Arbeitern und Angestellten wusste nur jeder Zweite, dass er für eine Riester-Rente in Frage komme. Bei den Beamten waren es nur 25 Prozent. "Wir brauchen hier eine verstärkte Informationspolitik", sagte Leinert.
Die Bertelsmann Stiftung will Anfang 2003 einen umfassenden "Vorsorgereport" vorlegen. Für die Studie waren etwa 2.000 Menschen im Alter von 30 bis 50 befragt worden.
Quelle: ntv.de