Führende Grünen-Politiker haben begrüßt, dass sich mit Cem Özdemir und Volker Ratzmann zwei Kandidaten um den Parteivorsitz als Nachfolger von Reinhard Bütikofer bewerben. "Wahl und nicht Qual" laute das Motto, sagte Fraktionschef Fritz Kuhn in Berlin. Zwei Monate hatte sich zunächst gar kein Kandidat gemeldet.

Fraktionsvize Bärbel Höhn sagte: "Es ist gut, wenn man zwei Kandidaten hat." In der Partei werde dies nun zu vielen Diskussionen führen. Die Kandidaten gingen zivilisiert miteinander um, lobte Höhn. Die sächsische Fraktionschefin Antje Hermenau sagte der "Tageszeitung", die Grünen bekämen nun Vorwahlen wie in den USA. "Das ist doch super."

Fraktionsvize Krista Sager sagte, nun müsse vermieden werden, dass ein Kandidat beschädigt werde. Die Grünen müssten das Beste aus der Situation machen und zeigen, dass Demokratie nicht schadet. Kuhn sagte, er gehe nicht von einer Beschädigung eines Kandidaten aus: "Dafür sind beide zu stark."

Keine "Ordre de Mufti"

Özdemir lobte seinen Konkurrenten im Rennen um den Parteivorsitz als "mehr als respektablen Kandidaten". Einen erbitterten Wahlkampf zwischen beiden Anwärtern auf die Nachfolge Bütikofers werde es "ganz sicher nicht" geben, sagte er der "Passauer Neuen Presse". "Es geht hier nicht um Wahlkampf, sondern um ein Angebot an die Basis. Wir treffen solche Entscheidungen nicht hinter geschlossenen Türen per Ordre de Mufti. Das spricht für die Stärke der Grünen."

Nach Özdemir hatte am Wochenende der Berliner Landespolitiker Volker Ratzmann seine Bewerbung angemeldet. Beide gelten als Mitglieder des Reformerflügels. Die Entscheidung fällt auf einem Bundesparteitag im November in Erfurt. Als sicher gilt, dass die amtierende Grünen-Vorsitzende Claudia Roth dort wiedergewählt wird. Roth gehört zum linken Flügel. Bütikofer hatte im März angekündigt, sich nach drei Amtsperioden aus dem Parteivorsitz zurückzuziehen. Der 55-Jährige will sich 2009 um einen Sitz im Europaparlament bewerben.