Gerangel um Spitzenkandidatur Grüne müssen wählen
30.03.2012, 07:12 UhrUm eine Urwahl ihrer Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl kommen die Grünen jetzt nicht mehr herum: Ein einfaches Parteimitglied will Fraktionschef Trittin und Parteichefin Roth herausfordern - um die innerparteiliche Demokratie zu stärken.
Ein einfaches Parteimitglied will die Grünen zur Urwahl ihrer zwei Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl 2013 zwingen. Der Vorsitzende des Grünen-Ortsverbandes Waiblingen in Baden-Württemberg, Werner Winkler, hat seine Bewerbung für das Amt angekündigt. Und laut einem Bericht der "Berliner Zeitung" sind die Unterlagen beim Bundesvorstand auch schon offiziell eingereicht worden.
Die Grünen einigten sich darauf, mit einer Doppelspitze mit mindestens einer Frau in den Wahlkampf zu ziehen. Eine Urabstimmung sollte es nur geben, wenn sich mehr als zwei Kandidaten bewerben. Als sicher gilt zudem, dass auch Bundestagsfraktionschefs Jürgen Trittin antritt.
Darüber, wie die Partei ihre Kandidaten bestimmt, Mehrere Parteimitglieder sprachen sich gegen eine Urwahl aus. Zuletzt spekulierten sie darauf, dass Roth und Trittin ohne Konkurrenz bleiben und dadurch von einem Parteitag zu Spitzenkandidaten bestimmt werden könnten.
Der Autor und Werbegrafiker Winkler will durch seine Kandidatur dagegen nach eigenen Angaben die innerparteiliche Demokratie stärken. "Wir können nicht mehr direkte Demokratie und Bürgerbeteiligung im Staat fordern und es in der eigenen Partei vermeiden", sagte der 47-Jährige der Zeitung zu seinen Motiven. Er wolle sicherstellen, dass auch Trittin und Roth sich dem Votum der Basis stellen müssen.
Seinen Entschluss habe er an dem Tag gefasst, als Parteichefin Claudia Roth sagte, eine Urabstimmung über die beiden Posten werde es nur bei mehr als zwei Bewerbern geben. "Wir gucken nach China und Russland und sagen, dass sind unfaire Wahlen", sagte Winkler. "Da will ich mal gucken, wie meine Kandidatur ankommt." Diese bezeichnete er als "spannendes Experiment".
Winkler rechnet gar mit mehr als zwei oder drei Bewerbern. Dem Bundesvorsitzenden Cem Özdemir, mit dem er hin und wieder korrespondiere, habe er vorgeschlagen, dass jeder Landesverband einen Kandidaten vorschlagen soll.
Auf die Frage, welche Chancen er sich erhoffe, sagte Winkler mit Verweis auf ein Zitat von Baden-Württembergs grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann: "Wenn das Amt zum Mann kommt, dann mache ich es halt." Er wolle aber keinen Wahlkampf machen, vielleicht ein Diskussionsforum im Internet schalten. Über die mögliche Konkurrenz sagte Winkler: "Ich finde Frau Roth okay, ich finde Trittin toll. Damit hat das nichts zu tun."
Quelle: ntv.de, dpa